Tennis

10. Europäische Polizei-Meisterschaften in Münster/Deutschland

Von 31. Juli bis 7. August 2022 fanden die diesjährigen und äußerst erfolgreichen Europameisterschaften in Münster/Deutschland statt. 

Mannschaftsfoto mit ÖPolSV-Präsident Andreas Pilsl (rechts).

Das österreichische Team reiste mit vier Herren (Dominik Aigner, Johannes Mühlberger, Fabian Lipautz und Florian Brunner) und drei Frauen (Melanie Klaffner, Martina Zolles und Sarah Primik) an. Erstmalig begleitete Werner Farmer in seiner Funktion als Masseur das Team. 

Die Anreise nach Münster erfolgte am 31. Juli 2022 mit zwei Transporter, wo wir in den Abendstunden nach 13-stündiger Fahrzeit unser Hotel erreichten. Dort erfolgte noch die Akkreditierung der einzelnen Spieler. Im Anschluss ließen wir den Anreisetag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Top ausgeruht und voller Tatendrang startete der nächste und zugleich erste Spieltag mit der feierlichen Eröffnungszeremonie auf der Tennisanlage des Tennis- und Hockeyclub Münster, wo die Europameisterschaften offiziell für eröffnet erklärt wurden und witterungsbedingt erst nach 12 Uhr die Erstrunden begannen. 

Insgesamt kämpften elf Nationen in sechs Tagen um die Europameistertitel. Gespielt wurden folgende Bewerbe: Damen-Einzel, Damen-Einzel B-Bewerb, Damen-Doppel, Herren-Einzel, Herren-Einzel B-Bewerb, Herren-Doppel und  Mixed-Doppel.  

Damen Einzel:

Melanie Klaffner mit dem Siegerpokal.

Wieder einmal zeigte unsere Damen Nummer 1 Melanie Klaffner (sechsfache und zugleich amtierende Europameisterin) ihren Kontrahentinnen, wo sprichwörtlich der „Hammer hängt“. In einer absolut soliden und unschlagbaren Form fegte Melanie durch diesen Bewerb und kürte sich erneut zu der besten Polizei-Tennisspielerin Europas. 

Explosiv zu Gold: Melanie Klaffner.

Obwohl die Damen-Mannschaft aus Deutschland (im Halbfinale befanden sich drei Wettkämpferinnen aus Deutschland) mit drei neuen Gesichtern und einer in Summe überaus starken kompakten Truppe auftrat, wurde diese sukzessive von Melanie dezimiert. In gesamt vier gespielten Matches wurden von Melanie alleine drei Kolleginnen aus Deutschland aus dem Bewerb geschmissen. Im Finale fertigte sie Deutschlands Nummer 1 Theresa Piontek mit 6:1 und 6:0 ab und holte sich abermals unangefochten Gold. Das beachtliche ist, dass Melanie im gesamten Einzel-Bewerb nur 9 Games abgab.

Für Martina Zolles war im Viertelfinale Endstation.

Unsere beiden weiteren Damen Martina Zolles und Sarah Primik schlugen sich ebenfalls glänzend im Einzel-Bewerb. Zolles marschierte konkurrenzlos bis in das Viertelfinale vor, wo die spätere Vizeeuropameisterin aus Deutschland, Theresa Piontek, bereits wartete. In einem spannenden Match auf sehr hohem Niveau und toller kämpferischer Leistung verlor Martina am Ende in zwei Sätzen mit 1:6 und 2:6

Großes Kämpferherz: Sarah Primik.

Sarah Primik musste mit etwas Pech bereits nach einem Freilos in der ersten Runde gegen Piontek antreten. Aufgrund Sarahs hervorragender kämpferischer und spielerischer Leistung brachte sie die Nummer 1 aus Deutschland zumindest im ersten Satz gehörig ins Wanken und konnte diesen mit 6:4 für sich entscheiden.  Schlussendlich musste sich Sarah in den darauffolgenden zwei Sätzen mit 1:6 und 1:6 geschlagen geben. Wegen dieser Niederlage im Hauptbewerb konnte Sarah den Nebenbewerb für die Erstrundenverlierer bestreiten und diesen am Ende souverän und völlig ungefährdet, beinahe ausschließlich gegen die Damenmannschaft aus Großbritannien, gewinnen.

Damen Doppel:

Im Damen-Doppel setzte sich die an Nummer 1 geführte Doppelpaarung Klaffner/Zolles durch und holten zum wiederholten Male Gold und den Europameistertitel. 

Nicht zu schlagen: Gold-Doppel Klaffner/Zolles.

Nach einem klaren Erstrundensieg gegen eine britische Doppelpaarung (6:0/6:0) und einem spannenden und knappen Halbfinale gegen die Doppelpaarung aus Deutschland Zorn/Lüke, welches mit 6:4 und 7:5 gewonnen werden konnte, stand nun das Finalspiel gegen die starke Doppelpaarung (an Nummer 2 gesetzt) wieder aus Deutschland, Piontek/Vorih, bevor. 

Strahlendes Sieger-Duo: Klaffner/Zolles (Bildmitte).

In einem auf höchstem Niveau gespielten Endspiel, wo die Österreicherinnen ihre volle Leistungsfähigkeit abriefen und förmlich über sich hinauswuchsen, konnte mit 6:4 und 7:5 schlussendlich der Titel erkämpft werden

Herren Einzel:

Gespielt wurde ein 64er-Raster, bei welchem Dominik Aigner als Nummer 1 gesetzt war. So weit so gut… Gesamt wurden 16 Spieler gesetzt, wobei unverständlicher Weise auf Nummer 7 dieser Setzliste erst der zu diesem Zeitpunkt amtierende Vizeeuropameister Fabian Lipautz zu finden war. An Nummer 16 wurde Johannes Mühlberger gesetzt, welcher jedoch im Österreichischen Team die Nummer 2 noch vor Lipautz war. Wiederrum auf Nummer 4 wurde völlig überraschend und nicht nachvollziehbar ein Kollege aus Bulgarien gesetzt, welcher jedoch objektiv betrachtet aufgrund der Spielstärke überhaupt nicht gesetzt sein hätte dürfen. Rund um die Kriterien und Parameter der Setzliste (Anmerkung: der Sinn der Setzliste wäre einfach erklärt, die Spieler der Stärke nach zu setzen, dementsprechend im Turnierraster auseinander zu setzen, damit die besten Spieler erst gegen Ende des Turniers aufeinandertreffen und nicht schon in den Erstrunden) hüllt sich aus meiner Sicht nach wie vor ein „geheimnisvoller“ Schleier, der meinerseits trotz Nachfrage nicht gänzlich gelichtet werden konnte. 

Aufgrund der oben beschriebenen Setzungsproblematik und einhergehend mit dem „unglücklichen“ Umstand, dass die Wettkämpfer einer so leistungsstarken Nation wie Österreich nicht wie durchaus üblich so auseinander gesetzt wurden, dass ein Aufeinandertreffen der „eigenen“ Leute erst im Viertelfinale möglich ist,  kam es bereits in der zweiten Runde (in der ersten Runde gab es 26 Freilose) des Herren Einzel-Bewerbs zu einem Aufeinandertreffen zweier Österreicher, nämlich der Nummer 1 Dominik Aigner gegen die Nummer 2 Johannes Mühlberger. 

Eine äußerst „bittere Pille“ zumindest für Österreich, da zu diesem frühen Zeitpunkt bereits einer der vermutlich besten Spieler dieses Turniers ausscheiden musste und das noch dazu durch einen eigenen Team-Kollegen. 

In einem hart umkämpften Match hatte am Ende Dominik die Nase vorne und konnte mit 6:3 und 6:3 siegreich vom Platz gehen. In der darauffolgenden Spielrunde spielte er im Viertelfinale gegen den an Nummer 6 gesetzten niederländischen Kollegen Ameshoff, den er mit 6:0 und 6:0 abfertigte. 

Im Halbfinale wartete der an Nummer 3 gesetzte Marc Leimbach aus Deutschland. In einem hochkarätigen Spiel, bei dem Aigner dominierte und noch dazu im ersten Satz so gut wie überhaupt keinen unerzwungenen Eigenfehler machte, entschied er dieses mit 6:1 und 6:4 für sich und zog somit absolut verdient und als klar besserer Spieler in das Endspiel ein.

Konzentriert zum EM-Titel: Dominik Aigner.

Der erstmals an Europameisterschaften teilnehmende und in diesem Bewerb als Nummer 2 gesetzte Franjo Matic (Nummer 1 vom Team Deutschland) war der zweite Finalist. Matic gewann bis auf das Viertelfinale, wo er eine knappe Partie gegen Österreichs starke Nummer 3 Fabian Lipautz für sich entscheiden konnte, beinahe alles „zu Null“. Einem spannenden Endspiel stand somit nichts mehr im Wege. 

Europameister Dominik Aigner bei der Siegerehrung.

In einem packenden Finalspiel  wurde Tennis vom „Feinsten“ gespielt und das auf einem unglaublich hohen Niveau. Mit dem gesamten Österreichischen Tennisteam im Rücken und einer großartigen Leistung holte sich Aigner nach knapp zwei Stunden Spielzeit den Matchgewinn mit 6:2 und 6:4 und somit den Titel des Europameisters.

Dominik Aigner mit USPE-Präsident Luc Smeyers.

Zudem wurde Aigner aufgrund seiner sportlichen und persönlichen Leistungen am Gala-Abend vom Präsidenten der USPE, Luc Smeyers, mit einem der höchsten Ehren-Auszeichnungen der USPE  geehrt – der Medal of Honor.

Fabian Lipautz scheiterte am späteren Finalisten.

Fabian Lipautz, amtierender Vizeeuropameister, „marschierte“ ungefährdet nach klaren Siegen über einen tschechischen und einen ungarischen Kollegen bis in das Viertelfinale vor, wo er auf den an Nummer 2 gesetzten Matic traf. In einem Match auf „Augenhöhe“ kämpfte Fabian bis zum letzten Ball und musste sich schließlich in zwei Sätzen mit 5:7 und 4:6 der Nummer 1 aus Deutschland und späteren Finalisten geschlagen geben.

Voller Fokus auf den Ball: Florian Brunner.

Österreichs Nummer 4 Florian Brunner spielte sich nach einem klaren Sieg über den norwegischen Kollegen James Lystad in das Achtelfinale vor, wo die Nummer 5 dieses Turniers, Andreas Weber aus Deutschland,  als Gegner feststand. In einem auf sehr hohem Niveau gespielten Match verlor Florian mit 2:6 und 1:6

Herren Doppel:

Für das Team Österreich starteten zwei exzellente Doppelpaarungen, nämlich die an Nummer 2 dieses Bewerbs gesetzten Aigner/LipautzI und die überraschender Weise überhaupt nicht gesetzten Mühlberger/Brunner. 

Aigner/Lipautz starteten im Doppelbewerb.

Aigner/Lipautz katapultierten sich mit zwei „glatten“ Siegen über eine belgische und eine britische Doppelpaarung in das Halbfinale. Ebenso wenig gefährdet und eindeutig erreichte das starke Doppel aus Deutschland Matic/Kuhn das Halbfinale. In einem Doppel der Extraklasse, welches vermutlich von der Spielklasse her international bei „Future“ Turnieren zu sehen ist, setzten sich die Kollegen aus Deutschland mit 6:1 und 7:6 durch.

Krachende Aufschläge zeigte Johannes Mühlberger.

Am anderen Ende des Doppelrasters kämpfte unsere Doppelpaarung Mühlberger/Brunner. Nach einem Durchmarsch durch die erste Runde mit einem 6:0 und 6:2 Erfolg über die Kollegen aus der Slowakei standen sich aufgrund einer bereits erwähnten „unglücklichen“ Setzung bereits in der zweiten Runde zwei der vermutlich besten Doppelpaarungen dieses Bewerbs gegenüber. Die an Nummer 1 gesetzte Doppelpaarung aus Deutschland Leimbach/Weber gegen die offenbar als „Nobodys“ geltenden Mühlberger/Brunner aus Österreich. 

Platz 3 im Doppel: Brunner/Mühlberger (rechts).

In einem emotionalen „Krimi“ und mit der kompletten Österreichischen Mannschaft im Rücken liefen die Österreicher zur Höchstform auf und bezwangen die an Nummer 1 gesetzte Paarung  mit 7:6 und 7:5. Im Viertelfinale trafen die beiden auf die Griechen, die sie mit 6:0 und 6:0 in die Schranken wiesen. Im Halbfinale trafen sie auf das ebenfalls starke niederländische Doppel Ameshoff/de Kwaadsteniet. Dort verloren Mühlberger/Brunner nach kämpferischer Leistung denkbar knapp den Champions-Tiebreak im dritten Satz mit 8:10. Daher gab es letztendlich die Bronzemedaille für das österreichische Duo

Mixed-Doppel:

Bei diesen Europameisterschaften wurde vom Veranstalter auch ein Mixed-Doppel-Bewerb ausgerichtet, bei dem zwei österreichische Doppelpaarungen starteten – Klaffner/Mühlberger und Primik/Brunner.

Die an Nummer 1 gesetzte Paarung Klaffner/Mühlberger spielte sich souverän bis in das Viertelfinale vor. Dort kam es zu einem Aufeinandertreffen mit der Mixed-Doppelpaarung aus Deutschland Vorih/Kuhn. In einem äußerst knappen Spiel auf höchstem Niveau dominierte die Doppelpaarung aus Deutschland und konnte am Ende mit 7:5 und 6:4 gewinnen. Auch unsere zweite Doppelpaarung Primik/Brunner musste sich im Viertelfinale einer Doppelpaarung aus Deutschland mit 5:7 und 1:6 geschlagen geben. Bereits das gesamte Halbfinale dieses Bewerbs wurde ausschließlich von Spielerinnen und Spielern aus Deutschland bestritten. 

Ein paar letzte Worte:

Masseur Werner Farmer hatte nicht nur Flo Brunner im Griff.

Auch dieses Jahr ging eine sehr harte und sehr erfolgreiche Turnierwoche zu Ende, die den Spielerinnen und Spielern alles an physischer und psychischer Belastbarkeit abverlangte. An der Stelle möchte ich mich noch bei unserem Masseur Werner Farmer bedanken, der uns erstmals bei Europameisterschaften begleiten durfte. Ohne dessen tatkräftige Unterstützung, einerseits mental am Platz und andererseits mit Physio-Behandlungen bis teils spät in die Nachtstunden hinein, wäre Vieles nicht möglich gewesen.

Auch Sarah Primik wurde von Werner bestens bandagiert.

Auch das eine oder andere „Wehwehchen“ im Halswirbelbereich konnte von Werner sofort „weggezaubert“ werden

Abschließend möchte ich noch den Verantwortlichen des BMI und des ÖPolSV ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung und die Möglichkeit der Teilnahme an diesen Europameisterschaften aussprechen. 

Vielen Dank auch an unseren Delegierten, Landespolizeidirektor Andreas Pilsl, der einiges an Aufwand auf sich nahm, um uns in Münster doch noch persönlich mit seinem Sportlerherz nach vorne „pushen“ zu können. 

Ganz besonders richtet sich mein Dank an jede einzelne Kollegin und jeden einzelnen Kollegen. Abgesehen vom überragenden sportlichen Erfolg der Spielerinnen und Spieler ist ein solcher Zusammenhalt, Teamgeist und Gemeinschaftssinn wie er diese Woche gelebt wurde, weder selbstverständlich noch normal, sondern sucht vielmehr seinesgleichen und macht mich sehr stolz.

Text: Jürgen Stadlauer

Fotos: Jürgen Stadlauer und Polizei NRW

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