Eishockey

Polizei-Eishockeyteam holt erstmals Medaille bei der Weltmeisterschaft

Der einberufene Kader des Nationalteams fand sich am Montag, den 25. April 2022 um 11 Uhr in Linz ein, um die Reise zur Weltmeisterschaft nach Prag anzutreten. Dankenswerterweise wurde von der LPD Oberösterreich ein Bus zur Verfügung gestellt und der bewährte Busfahrer Josef Lenz kutschierte die stark verjüngte Mannschaft Richtung Prag. Die Delegation wurde von Harald Pschernig angeführt, welcher sich erneut mit einer ausgezeichneten Organisation auszeichnete, sodass es den Spielern und Betreuern an Nichts fehlte.

Angriffsaktion gegen Deutschland

Dort eingetroffen wurde sogleich unter der Leitung von Head-Coach Helmut Plankensteiner und Teamleader / Co-Trainer Patrick Kristler eine Trainingseinheit in der Eishalle des HC Slavia Prag absolviert. Die Spieler sollten sich an die Atmosphäre in der Halle gewöhnen, in welcher schließlich auch das WM-Turnier stattfinden sollte. Bereits die ersten Trainingsminuten zeigten mit welcher Euphorie und Tatendrang die Mannschaft ans Werk ging. Tags darauf erfolgte am Vormittag ein erneutes Eistraining und die Spieler wurden perfekt auf das Turnier und die kommenden Gegner eingestellt.

Der Nachmittag wurde für eine vom tschechischen Veranstalter angebotene und geführte Stadttour genutzt und so konnten sich die Spieler und Betreuer auch abseits des Eises ein Bild von der malerischen Kulisse der Hauptstadt der Tschechischen Republik machen.

Bereits vorab war bekannt, dass aufgrund der derzeitig herrschenden Umstände lediglich sechs Nationalteams den Weg nach Prag gefunden haben. So war von der Turniereinleitung eine Gruppenphase, in der „Jeder-gegen-Jeden“ spielen musste, vorgegeben. Das Team Österreich sollte daher bereits in der Gruppenphase auf die Mannschaften aus Tschechien, Ungarn, Frankreich, Deutschland und der Slowakei treffen.

Am Dienstagabend, den 26. April, einen Tag vor Turnierbeginn, wurde ein Teammeeting abgehalten und die Spieler auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die taktischen Vorgaben sowie Special-Teams und diverse Set-Plays wurden vom Trainerteam exakt kommuniziert, um die Weltmeisterschaft möglichst erfolgreich zu gestalten.

Der Auslosung zu Folge fand am Mittwoch den 27. April das erste Gruppenspiel gegen Frankreich statt. Das erste Face-Off fiel pünktlich um 10 Uhr im „Zimní stadion Eden“ der Heimstätte des HC Slavia Prag. Bereits zu Beginn war die Überlegenheit der österreichischen Mannschaft nicht zu verkennen und so stellten wir früh die Weichen auf Sieg. Das Spiel konnte schließlich mit 7:0 gewonnen werden und bedeutete den perfekten Turnierauftakt. 

Nach erfolgter Regeneration und physiotherapeutischer Maßnahmen stellte uns das am diesen Tag als zweite angesetzte Gruppenspiel gegen den Weltmeister von 2015 Slowakei vor eine große Herausforderung. Wir konnten mit den Slowaken mithalten doch unsere routinierten Nachbarn erzielten die Tore zum sprichwörtlich richtigen Zeitpunkt. Nachdem das erste Drittel offen verlief und eigentlich mit einen knappen 1:2 in die Pause gehen sollte, erzielten die Slowaken kurz vor der Sirene das vorentscheidende 1:3.

Auch in der Pause erfolgte taktische Umstellungen sollten daran nichts ändern und so konnten die Slowaken aufgrund ihrer Effizienz vor dem Tor mit 5:1 als Sieger von der Platte skaten. Ernüchterung hielt Einzug in der Kabine der Österreicher, konnte man dem Gegner doch in allen Belangen Paroli bieten, einzig die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig.

Anspannung auf der Spielerbank

Die gewonnenen Eindrücke vom Spiel wurden der Mannschaft in einem kurzfristig einberufenen Teammeeting noch am Abend des 27. April nähergebracht. Durch den angebotenen Streaming-Service des Veranstalters konnten diverse Plays analysiert und Fehlerquellen angesprochen werden. Nach einem gemeinsamen Dinner im Mannschaftshotel „Olsanka“ war dieser Tag bereits abgeschlossen und die Spieler waren auf die weiteren Aufgaben fokussiert.

Am Donnerstag standen zwei weitere Gruppenspiele auf dem Programm. Die Auslosung wollte es erneut, dass das Team Österreich zunächst auf die von der Papierform eher limitierter eingeschätzten Ungarn treffen und es am Nachmittag zum großen „Kracher“ gegen die Hausherren aus Tschechien kommen sollte.

Ohne den Gegner aufgrund bereits bekannter Ergebnisse zu unterschätzen ging die Mannschaft hochkonzentriert ans Werk und wies die Ungarn bereits in Drittel eins in die Schranken. Das Motto diesmal lautete „never lose two in a row“. Die vollkommene Überlegenheit schlug sich auch im Ergebnis nieder und so konnten wir mit einem 13:1 in die Mittagspause gehen. Die Pause währte jedoch nur kurz, bereits zwei Stunden später sollte das Duell mit den favorisierten Tschechen folgen. Das bereitgestellte Obst, die Snacks sowie die Getränke dienten der Energiezufuhr. Vom Trainerteam wurde ein ähnliches Spiel wie tags zuvor gegen die Slowakei vermutet und das Trainerteam sollte erneut Recht behalten. Nach dem Motto „play hard – play smart“ konnten wir die Tschechen mit Lauffreudigkeit, Härte und taktischer Disziplin an den Rand der Verzweiflung bringen. Es ergab sich ein hochklassiges Eishockeyspiel mit harten aber fairen Checks und perfekter Defensivarbeit.

Puck in der Gefahrenzone

Die Burschen brachten die Augen des Delegationsleiters Pschernig zum Glänzen und als dann auch noch der 1:0 Führungstreffer durch Nico Toff fiel verstummten die tschechischen Fans in der Halle. Österreich führte gegen Tschechien in Prag mit 1:0, die Sensation schien zum Greifen nah. Was folgte war ein Offensivfeuerwerk der wütenden Gastgeber doch die Defensive der Österreich hielt lange stand. Erst eine schöne Einzelaktion führte zum nicht unverdienten Ausgleich und gleichzeitigem Endstand von 1:1. Dieses Spiel wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, Eishockey auf höchstem Niveau, beide Teams agierten derart stark, dass es keinen Verlierer geben durfte. Es wäre unfair einzelne Spieler herauszuheben, dieses Ergebnis war einer extrem starken Mannschaftsleistung zu verdanken.

Beim Abendessen wurden die ersten vier Turnierspiele analysiert und im Anschluss bei der externen Physiotherapeutin die ersten Blessuren behandelt.

Am Freitag, den 29. April sollte vormittags das letzte Gruppenspiel gegen unseren Lieblingsnachbarn aus Deutschland stattfinden. Die erstarkten und verjüngten Deutschen ließen bereits mit Siegen gegen Ungarn und Frankreich aufhorchen und so war es an der Zeit sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Enorm motiviert ging die Mannschaft zu Werke und so wurden die Deutschen in den ersten Minuten quasi überrannt. Das erste Drittel endete mit 4:0 und die Deutschen verließen die Eisfläche mit gesenktem Haupt. Aufgrund der Tatsache, dass am Nachmittag bereits das Halbfinale stattfinden sollte entschied das Trainerteam die Top-Spieler zu schonen und das Spiel gegen Deutschland kontrolliert zu einem Ende zu bringen. Die Mannschaft gehorchte aufs Wort, defensiv ließ man nichts mehr anbrennen, Endstand 4:0.

Das stolze Betreuerteam

Somit war am Nachmittag Halbfinale angesagt und es sollte zur großen Revanche gegen die Slowaken kommen. Diverse Änderungen im Line-Up und taktischer Natur wurden vorgenommen und die Marschroute vorgegeben: Wir wollen ins Finale! Es entstand wiederum ein höchst attraktives, körperbetontes Eishockeyspiel mit klaren Vorteilen für die österreichische Mannschaft. Die Slowaken schienen müde und unser Team beherrschte die Anfangsphase klar, einige Hochkaräter wurden leider ausgelassen und so kam wie es kommen musste. Die Slowaken stellten durch einen Konter und einem ansatzlosen Handgelenkschuss via Stange auf 1:0. Der Schock saß zunächst tief doch die eingeschworene österreichische Truppe setzte ihr starkes Spiel fort und zwang dieses den Slowaken auf. Zwei Powerplay-Gelegenheiten ließ man aus, zwei Break-Away-Chancen sollten auch nicht den gewünschten Erfolg bringen. Es war wie verhext, man dominierte das Spiel gegen die routinierten Slowaken nach Belieben doch die Scheibe wollte trotz großem Chancenplus einfach nicht ins Netz. Auch im zweiten Drittel änderte sich das nicht und so ging das Trainerteam 1:30 vor Ende der Spielzeit „All-In“. Man zog den starken Torhüter Goriupp und spielte „Empty-Net“ auf den Ausgleich. Als auch der letzte Schuss vom slowakischen Torhüter ins Fangnetz abgewehrt wurde ertönte die Sirene – Schluss, Aus, Vorbei der große Traum vom Finale. Die Slowakei besiegte uns knapp und äußerst glücklich mit 1:0. In der Kabine herrschte Stille, erst ein nicht näher definierter Song aus der Playlist des Kollegen Mario Amon konnte die Köpfe der Österreicher wieder heben und die Stille zu Vorfreude auf das anstehende Spiel um Platz 3 umwandeln.

MVP Harald Ofner

Die Strapazen dieses Spieles waren allen Spielern in der Kabine anzumerken und unsere Physiotherapeutin hatte alle Hände voll zu tun.

Am letzten Turniertag fand das denkwürdige Spiel um Platz 3 gegen den Erzrivalen Deutschland (nunmehr 3 x 20 Minuten netto) statt. Dieses Spiel verlangte uns alles ab, für beide Teams war es die erstmalige Chance den Trophäenschrank mit Bronze auszuschmücken. Es begann ein offener Schlagabtausch, in dem wir zu Beginn hart zu kämpfen hatten. Die Deutschen blockten Schüsse, scheuten keinen Körperkontakt und waren teils im Konter gefährlich. Die Überlegenheit konnten wir trotzdem ausnützen und mit einem hauchdünnen 1:0 zum ersten Pausentee schreiten. Der „Wake-Up-Call“ des Trainerteams kam zur rechten Zeit und die Jungs zahlten zurück. In den Dritteln 2 und 3 fegte man über die Deutschen hinweg und konnte sie schlussendlich mit 9:0 aus der Halle schießen. Der Jubel am Eis kannte nun keine Grenzen, die erste Medaille für Österreich bei einer Weltmeisterschaft war eingefahren!

Die Schlussfeier mit dem Einmarsch der Mannschaften und Medaillenübergabe fand im direkten Anschluss nach dem Finale Tschechien gegen Slowakei 6:3 am Eis statt.

Ein Farewell Dinner inklusive Players-Party im Kongresssaal des Mannschaftshotels war ein würdiger Rahmen und eine schöne Abschlussveranstaltung, für die Teilnahme der erfolgreichsten österreichischen Mannschaft an Weltmeisterschaften. Im Zuge des Farewell Dinners wurde Harald Ofner vom Turnierdirektorat zum MVP (Most Valuable Player) der WM 2022 ausgezeichnet und geehrt. Ofner bedankte sich mit seinen in englischer Sprache gehaltenen Worten bei seiner Familie und seinen engsten Vertrauten, die ihm Zeit seines Eishockeylebens begleiteten und erntete dafür tosenden Applaus. Zu erwähnen bleibt auch die mannschaftliche Geschlossenheit, die während des ganzen Turniers in der österreichischen Mannschaft herrschte. In kürzester Zeit wurde aus einzelnen Charakteren eine funktionierende Einheit geformt, so konnte sich jeder Kaderspieler in die Torschützenliste eintragen oder einen Assist beisteuern!

Der ausdrückliche Dank gilt dem BMI für die Entsendung des Eishockeyteams und dem ÖPolSV für die Entsendung und finanzielle Unterstützung.

DANKE!

Harry Pschernig

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