11. Bundespolizeimeisterschaften 2021 in Wien – Schießbewerbe
Als ich am Abend des 12. September 2021 die Schießstätte des HSV Stammersdorf aufsuchte, waren die Mannen um Mirko Durinovic und Gerald Reiter
noch fleißig am Aufbauen der acht Stages für den PPS-Bewerb. Gleich beim ersten Blick fiel mir auf, dass einige bewegliche Ziele eingebaut wurden und auch mit Stahlzielen nicht gegeizt wurde.
Das weitläufige Areal liegt sanft eingebettet in die Hügellandschaft und wenn man nicht wüsste, dass es noch Stadtgebiet von Wien ist, würde man glauben, man ist irgendwo in einem Dorf im Weinviertel.
Am Morgen des 13. September 2021 war ich dann pünktlich um 8 Uhr am Schießplatz gestellt und schön langsam füllte sich der Vorplatz mit Funktionären und Helfern. Nach einer letzten Einweisung der jeweiligen Bewerbsverantwortlichen für die Bewerbe Glock-Faustfeuerwaffe Großkaliber 30/30 (FFWGK), AUG A3 – 3-Stellungs-Match und Praktisches-Pistolen-Schießen (PPS) durch den Gesamtleiter für die Schießbewerbe Markus Egerer der LPD Wien wurden die Helfer – WEGA-Bedienstete, Einsatztrainer und Aspiranten des BZS sowie einige erprobte Kampfrichter aus Schießvereinen – auf die einzelnen Stationen aufgeteilt, wo dann der jeweilige Verantwortliche die letzten Instruktionen erteilte. Nach den bei so einer Großveranstaltung üblichen kleineren, nicht erwähnenswerten Anlaufschwierigkeiten, konnte im Laufe des Vormittags mit dem scharfen Schuss begonnen werden. Der erste Tag, vor allem der Vormittag, war den Funktionären und Helfern vorbehalten. Vor dem großen „Run“, wurden die Abläufe auf „Herz und Nieren“ getestet, man könnte es auch als sogenanntes „PreMatch“ bezeichnen.
In den nächsten zweieinhalb Tagen wurden die drei Bewerbe dann im großzügigen Areal des HSV Stammersdorf bei herrlichem, ja fast hochsommerlichem Wetter, reibungslos absolviert. Bei allen drei Bewerben durfte ich mir hautnahe Eindrücke über die Abläufe machen, wobei ich die Bewerbe FFWGK-Glock und PPS sogar selbst absolvierte und im Bewerb FFWGK als Kampfrichter die Helfer zwischendurch auch immer wieder unterstützte.
Nachfolgend darf ich über die einzelnen Bewerbe berichten:
Im Bewerb Glock-Präzision standen uns drei baulich getrennte Boxen a fünf Stände zur Verfügung.
Einerseits konnte der Bewerb durch die voneinander baulich getrennten Boxen zwar flexibler in kleinen Gruppen durchgeführt werden, andererseits war dadurch aber mehr Funktionspersonal erforderlich, da in jeder Box ein Kampfrichter mit zwei Helfern benötigt wurde. Die Stände waren ohne Wendescheiben ausgestattet und so musste mit Speedtimer gearbeitet werden, was für viele erfahrene Schützen doch eine Umstellung war. Die Bedingungen waren für alle Teilnehmer fair und annähernd gleich, die Stände unter Dach und geschützt vor Sonnenlicht oder Regen.
83 Starterinnen und Starter stellten sich dem Bewerb. Beide Bundesmeistertitel gingen an den LPSV Oberösterreich, bei den Damen mit Ivana Kovacevic mit 575 und bei den Herren mit Harald Furthner mit 584 Ringen.

Die 3-fache Bundesmeisterin Ivana Kovacevic und der 2-fache Bundesmeister Harald Furthner (beide OÖ) flankiert von Pirchner und Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Ivana konnte sich in der Damenklasse vor den beiden LPSV NÖ-Damen Tamara Bollwein und Liane Höss durchsetzen.

Siegerinnen FFWGK Damen: Pirchner, Tamara Bollwein (2.), Bundesmeisterin Ivana Kovacevic, Liane Höß (3.), Markus Egerer
In der allgemeinen Klasse der Herren bewies der Top-IPSC-Schütze Simon Heiligenbrunner vom SV Cobra,

FFWGK-Glock: Sieger in der Allgemeinen Herrenklasse Simon Heiligenbrunner (SV Cobra) flankiert von Paul Pirchner und Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
dass er auch ein ausgezeichneter Präzisionsschütze ist und ließ mit 582 Ringen Bernhard Steyrer des LPSV NÖ mit 572 und Rene Erler des PSV Tirol mit 571 Ringen deutlich hinter sich.
Bundesmeister Harald Furthner dominierte die Senioren 1-Klasse mit 584 Ringen. Am 2. und 3. Platz bei den Senioren platzierten sich mit dem IPSC-Vizeweltmeister Reinhard Handl des SV Cobra mit 576 und Manfred Winkler des LPSV OÖ mit 575 zwei Top-Schützen aus der IPSC-Riege.

Siegerehrung FFWGK Senioren 1: Von link: Pirchner, Bundesmeister Harald Furthner (OÖ), Reinhard Handl (2.), Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
In der Klasse Senioren 2 (60+) hat Karl Knaus des LPSV Steiermark mit 578 Ringen wiederum überragend geschossen und ist in der Overallwertung sogar Dritter geworden; Alfred Mayer und Horst Kerschbaumer des LPSV OÖ rundeten das Podest in der Klasse Senioren 2 ab.

Siegerehrung Herren FFWGK-Senioren 2 mit von links Paul Pirchner, Alfred Mayer, Sieger Karl Knaus, Horst Kerschbaumer, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Die Mannschaftswertung sicherte sich Oberösterreich 1 vor dem Cobra-Team.
Der Bewerb Langwaffe – 3-Stellungs-Match wurde erstmals mit dem neuen Steyr AUG A3 geschossen, was im Vorfeld doch zu einigen Diskussionen führte. Einerseits sind die Trainingsmöglichkeiten mit dieser militärischen Waffe mit dem Kaliber .223 Remington (5.56 mm) nur sehr eingeschränkt – nur auf Schießstätten des Österreichischen Bundesheeres – möglich und andererseits verfügt diese Waffe über eine sogenannte Rotpunkt -Zieleinrichtung, was einen großen Unterschied zur jahrelang verwendeten MP 88 ausmacht. Außerdem wurde auf 100 Meter geschossen. Die große Entfernung, das grelle Sonnenlicht und die Staubauslösung im Bereich des Zielgeländes durch die Projektile machten die Zielerfassung und die Dosierung des Rotpunktes nicht immer einfach.
Der erfahrene internationale Kampfrichter und Polizist Markus Heim unterstützte das Team der LPD Wien und so konnte auch dieser Bewerb mit insgesamt 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestens über die Bühne gebracht werden.
Bei den Damen konnte sich die Bundesmeisterin im Glock-Schießen, Ivana Kovacevic auch im AUG A3 – 3-Stellungsmatch durchsetzen und ihre Vereinskollegin Marlene Altenhofer sowie Bettina Arlt aus NÖ in die Schranken weisen.

Siegerehrung Kombi-Bewerb FFWGK-AUG A 3, von links Pirchner, Sandra Loidl, die Siegerin und 3-fache Bundesmeisterin Ivana Kovacevic, Bettina Arlt, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Bundesmeister bei den Herren im 3-Stellungs-Match wurde Gerald Hartl mit 563 Ringen vor dem ringgleichen Rene Wankmüller und Michael Eigner, beide LPSV Steiermark.

Siegerehrung AUG Herren Allgemein Von links: Pirchner, Rene Wankmüller, Bundesmeister Gerald Hartl, Michael Eigner, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Die Senioren 1-Klasse ging an Franz Gruber vor Franz Mayr, beide LPSV OÖ, und Stefan Mlekusch des LPSV Kärnten. Auch die Klasse 60+ ging an den LPSV OÖ mit dem Urgestein Franz Mairinger, gefolgt von Karl Knaus und Alfred Reitbauer, beide LPSV Stmk. Oberösterreich 1 vor Steiermark 1 und Kärnten lautete das Mannschaftsergebnis.
50 Sportlerinnen und Sportler absolvierten sowohl die Bewerbe FFWGK-Glock als auch das 3-Stellungsmatch mit dem AUG A3 BMI. Ivana Kovacevic krönte sich zum dritten Mal zur Bundesmeisterin vor Sandra Loidl (OÖ) und Bettina Arlt (NÖ). Bundesmeister bei den Herren wurde Harald Furthner vor Gerald Hartl und Franz Mayr (alle OÖ).

Siegerehrung Kombi-Bewerb FFWGK-AUG A 3, von links Pirchner, Sandra Loidl, die Siegerin und 3-fache Bundesmeisterin Ivana Kovacevic, Bettina Arlt, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer

Siegerehrung Kombi FFWGK-AUG mit Pirchner, Franz Mayr, Bundesmeister Harald Furthner, Gerald Hartl, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Ein Highlight bei jeder BPM ist natürlich der PPS-Bewerb – Praktisches Pistolenschießen. Noch dazu weil sich der Bewerbsverantwortliche Mirco Durinovic, selbst ein IPSC-Schütze, den 2-fachen Europameister und Vizeweltmeister in der IPSC-Revolver-Division Gerald Reiter

Vizeweltmeister und 2-facher Europameister in der IPSC-Revolver-Division Gerald Reiter – PSV Bgld Foto: Paul Pirchner
mit den Mannen des PSV Burgenland ins Boot holte, um acht Stages – 4 in jeder Bucht – aufzubauen, wobei Gerald nicht nur mit Rat und Tat unterstützte, sondern auch Equipment mit mehreren Anhängern aus dem Burgenland herankarrte. In diesen acht Stages mit einer Mindestschussanzahl von 149 wurden dann auch alle Register, die das dynamische, sportliche Schießen ausmachen, gezogen.
Die Crew um Gerald und Mirco bauten einige bewegliche Ziele, sogenannte Pendler, ein, sparten aber auch mit Stahlzielen nicht.
Ein besonderes Highlight war dann eine sogenannte „Mickymaus“, ein bewegliches Ziel mit 2 Stahlplates, das händisch durch Ziehen eines Seiles ausgelöst werden musste.
Natürlich gab es teilweise auch durch No-Shot-Scheiben verkleinerte Targets. Schießen durch Luken und Öffnungen,
Schießpositionen hinter Barrikaden und eine Stage wo die Schützinnen und Schützen zweimal mit der geladenen Waffe rückwärts laufen mussten,
verlangten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fortgeschrittene Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit der Waffe und den Sicherheitsregeln ab. Die Startbedingungen variierten ebenso.
Einmal musste die Waffe vor dem Start geladen und geholstert, dann wieder halbgeladen, ungeladen oder die Magazine und Waffe getrennt voneinander auf einer Tonne abgelegt werden.
Auch der Wechsel zwischen kurzen und längeren Entfernungen verlangte von den Schützeninnen und Schützen Fähigkeiten hinsichtlich des richtigen Einschätzens – wo kann ich schnell und nur mit grober Visierung schießen und wo muss die Geschwindigkeit zurückgenommen und präzise geschossen werden. Kleine Stahlziele auf einer Entfernung von 15 – 20 Metern erfordern eben eine genaue und präzise Zielerfassung und ein sauberes Abziehen, auch wenn die Zeit bis zur Schussabgabe vielleicht einige Zehntel länger dauert. Diese Investition in sauberes Schießen zahlt sich aus, ansonsten leert sich ein Magazin schneller als gedacht und der im „Walk-through“ gedachte und geplante Ablauf gerät gehörig aus den Fugen.
Die erfahrenen Range Officer
konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ruhig durch die acht Stages, die im ersten Anblick
manchmal vielleicht einfacher wirkten als sie tatsächlich waren, führen und so konnte der Bewerb reibungslos über die Bühne gebracht werden.
Auch die alte Weisheit: „Egal wie leicht oder schwer ein Parcour ist, es setzen sich zuletzt immer die besten Schützen durch“, wurde wiederum eindrucksvoll bestätigt.
Bei den Damen war Amy King des LPSV Vorarlberg vor Tina Musits des PSV Wien und Sandra Loidl (OÖ) die Beste, bei den Herren ging der Sieg in der allgemeinen Klasse an Klaus Gasteiger des LPSV Steiermark vor den beiden Cobra-Beamten Daniel Hollub und Thomas Hasenbacher.

Siegerehrung PPS Allgemeine Klasse mit Pirchner, Sieger Klaus Gasteiger, Thomas Hasenbacher als 3., Markus Egerer Bild: Horst Kerschbaumer
In der Klasse Senioren 1 der Herren ließ sich Josef Kepplinger des LPSV OÖ den Sieg nicht nehmen und distanzierte Thomas Klaus und Reinhard Arlt aus NÖ. In der Klasse Herren Senioren 2 teilten sich die zwei erfahrenen IPSC-Top-Schützen und langjährigen Leistungskadermitglieder Günter Weber des PSV Tirol und Gottfried Post (OÖ) die Plätze 1 und 2, wobei Günter den „Jungpensionisten“ Gottfried in die Schranken wies. Günther Käferböck (OÖ) wurde 3.

Siegerehrung PPS Senioren 2 mit Gottfried Post, Günter Weber und Günther Käferböck Foto: Paul Pirchner
In der Leistungsklasse bei den Damen behauptete sich Christa Hochholdinger (OÖ) vor Lisi Strasser (NÖ) und Margit Steurer (PSV Tirol). Als Tagesbeste bei den Damen sicherte sich Christa Hochholdinger auch den Bundesmeistertitel.

Damen PPS Leistungsschützinnen Von links Pirchner, Lisi Strasser, Christa Hochholdinger, Margit Steurer Foto: Horst Kerschbaumer
Extrem spannend war die Entscheidung in der Leistungsklasse bei den Männern. Simon Heiligenbrunner (SV Cobra), Andreas Oriol (LPSV OÖ) und Gerald Reiter (PSV Burgenland) sind alle drei internationale Top-IPSC-Schützen, allerdings bei internationalen Wettkämpfen mit anderen Fabrikaten im Einsatz. Der Bundesmeister aus dem Jahr 2019 Simon Heiligenbrunner konnte seinen Titel knapp vor Andreas Oriol verteidigen und wurde Bundesmeister 2021. Der Doppeleuropameister und Vizeweltmeister in der IPSC-Division Revolver Gerald Reiter wurde Dritter. Wenige Minuten nachdem die Stages unter seiner Federführung nach drei Tagen fertig aufgebaut worden waren, griff Gerald mit allen anderen Helfern zur Waffe und hatte das PreMatch absolviert.

PPS-Overallwertung: Von links Paul Pirchner, Andreas Oriol, Bundesmeister Simon Heiligenbrunner, Gerald Reiter, Markus Egerer Foto: Horst Kerschbaumer
Simon, Andi und Gerald waren auch in der Overall-Wertung vorne und haben uns eindrucksvoll die Faszination des dynamischen Schießens aufgezeigt.
Die Mannschaftswertung ging an das Team des SV Cobra.
Mit etwas Verzögerung wurde dann am späteren Mittwochnachmittag vom sportlichen Leiter der Schießbewerbe Markus Egerer gemeinsam mit dem Fachreferenten des ÖPolSV für das Schießen Großkaliber Paul Pirchner die Siegerehrung vorgenommen, ehe die Schützinnen und Schützen wieder die Heimreise in ihre Bundesländer antraten.
Als Fachreferent möchte ich mich bei allen Teilnehmerninnen und Teilnehmern für ihr Kommen und für die hervorragende Disziplin bedanken Mit 83 Teilnehmerninnen und Teilnehmern im Glock-, 52 im Langwaffen- und 82 im PPS-Bewerb hatten wir ein wesentlich größeres Teilnehmerfeld als bei der letzten BPM, was mich zuversichtlich macht.
Besonders bedanken möchte ich mich beim sportlichen Leiter der Schießbewerbe Markus Egerer den Bewerbsverantwortlichen Bernhard Janku, Rafael Tremml, Mirco Durinovic sowie den erfahrenen Unterstützern, den ehrenamtlichen Helfern, Einsatztrainern, WEGA-Bediensteten und Aspiranten. Ohne eure Unterstützung, fachkundigem Wissen und ausgezeichnetem Engagement könnte die „Polizeiolympiade“ in dieser Form nicht durchgeführt werden.
Es waren schöne, interessante und sehr spannende Wettkämpfe. Wir haben uns in diesen drei Tagen sehr wohl gefühlt, werden die BPM 2021 immer in bester Erinnerung behalten und freuen uns jetzt schon auf die BPM 2023.
Der Fachreferent:
Paul Pirchner