Schi Alpin

Polizei Ski alpin – einst und jetzt

Während der Corona Krise, also in einer Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Stillstandes, ergab sich die Gelegenheit, allgemeine Zeilen über das Fachreferat Ski alpin zu schreiben. Die Entwicklung der letzten 25 Jahre, beleuchtet durch einzelne Episoden, prägende Personen und bevorstehende Ziele.

Doch beginnen wir mit den Grundlagen. Ski alpin ist eine der berufsbezogenen Dienstsportarten. Dies deshalb, da Skifahren auch als wesentlicher Bestandteil der polizeilichen Tätigkeit in alpinen Lagen gilt. Bei allen Alpinen Einsatzgruppen und Skiunfallerhebungsbeamten wird ein bestimmtes Maß an skitechnischen Fertigkeiten vorausgesetzt. Dieses Eigenkönnen ist aber nicht selbstverständlich, sondern bedarf einer dienstlichen Förderung.

Zusätzlich spielt für alle übrigen Polizisten die psychophysische Leistungskurve eine bedeutende Rolle. Das heißt, je besser die Physis, desto größer auch die psychische Leistungsfähigkeit für den Dienst. Dafür bietet die Sportart Skifahren eine perfekte Gelegenheit, körperliches Training mit positiven emotionalen Erlebnissen zu verbinden.

Durch diese Anknüpfungspunkten gelangen wir in der weiteren Betrachtung vom Dienstsport zum Leistungs-, bis weiter zum Spitzensport. Und genau deshalb war und ist auch geschichtlich gesehen Ski alpin ein bedeutender Faktor in der Exekutive.

Polizeiteam nach der Zusammenlegung 2004 (c) Pil

Als es noch zwei Welten gab:

Der soeben gewählte Sammelbegriff Exekutive ist bewusst gewählt. Denn bis 2004, also bis zur Zusammenlegung der beiden Exekutivkörper Polizei und Gendarmerie, waren viele Bereiche strikt getrennt. Der Unterschied wurde auch besonders in sportlichen Belangen sichtbar. Während sich die Gruppe A (Bundespolizei) in den 90er Jahren mehr auf den alpinen Leistungssport konzentrierte, legte die Gruppe B (Bundesgendarmerie) den Schwerpunkt auf Spitzensport. Für die Gruppe A war RegRat Siber hauptverantwortlich. In der Gruppe B prägte Oberst Ignaz Assinger den Alpinbereich. Assinger konnte einerseits mit Kontakten zum ÖSV und andererseits in das BMI viele Brücken bauen, die der Sache dienlich waren. Während seiner Tätigkeit als Sportoffizier der Gendarmerie fanden unzählige ÖSV Athleten den Weg zur Exekutive. Es seien nur einige Namen, wie Alexandra Meissnitzer,

Bild aus der kurzen Profikarriere des stv. FRef Tönig. (c) Tönig

Armin Assinger, Fritz Strobl, Roland Assinger, Thomas Tönig, Konrad Walk… erwähnt. Unter diesen erfolgreichen Sportlern befanden sich sogar Olympiasieger, Weltmeister und Weltcupsieger.

Tönig als Rookie of the Year bei der US Pro Tour in Jackson Hole USA; (c) Tönig

Vor der offiziellen Vereinigung von Gendarmerie und Polizei im Jahr 2004 kam es schon während der Saison 2002/03 zur Zusammenführung der alpinen Leistungskader. Die erstmaligen gemeinsamen Trainingskursen fanden unter einer neuen Führung statt. Fachreferent wurde Jörg Hirschberger, sein Stellvertreter Hans Peter Pilz führte wie schon seit 1987 als Coach mit dem neuen Trainer Thomas Tönig das alpine Polizeiteam an.

Das Tainerteam ab 2003, Pilz, Tönig; (c) Pilz

Neue Grundlagen unter Bundesministerin Prokop:

2005 folgte die Erstellung von neuen Rahmenbedingungen im Leistungs- und Spitzensport des BMI. Ein Meilenstein im Polizeisport, der hauptsächlich der damaligen Innenministerin und früheren Weltklasseathletin Liese Prokop zu verdanken ist.

Kurz nach der Reform von BM Prokop zur Polizei: Mark Digruber, Reinfried Herbst; (c) Guttmann

Basierend auf diesem Fundament dienstlicher Förderungen kam es zur Möglichkeit, Spitzensportler unter wesentlich erweiterten Rahmenbedingungen in das BMI aufzunehmen. Die daraus resultierenden sportlichen Erfolge sind ohne Übertreibung als deren Vermächtnis zu sehen.

Es bedurfte zwar im Lauf der Jahre mehrerer Adaptierungen, aber die Grundzüge von 2005 machten vieles erst möglich. Eine Weiterführung der Erfolgsgeschichte wurde und wird durch die Arbeit der Abt. I/c, zu der auch der Dienstsport gehört, mit der deutlichen Erhöhung der Spitzensportplanstellen stark weiterentwickelt. In diesem Bereich ist Alpin/SkiCross mit gegenwärtig 22 AthletInnen vertreten.

2009 kam es neuerlich zu einem Wechsel in der Teamführung: H. P. Pilz löste den in eine andere Funktion wechselnden Jörg Hirschberger als Fachreferent alpin ab. Thomas Tönig rückte auf den Stellvertreter nach.

Feierliche Verabschiedung von Jörg Hirschberger im Rahmen der BPM am Semmering. (c) Guttmann

Der Einstand in die Funktion als Fachreferent verlief fließend. (c) Guttmann

Das aktuelle Trainerteam (v.l.n.r. Bogensperger, Rudigier) (c) Pilz

Das Trainerteam wurde mit Reinhard Rudigier neu besetzt. 2016 folgte mit Thomas Bogensperger eine weitere Trainerbesetzung im arbeitsintensiven Skibereich.

Wettkämpfe auf allen Leistungsstufen bis zur Weltspitze:

Die Leistungs- und Spitzensportler absolvieren jährlich eine Vielzahl von Rennen auf den verschiedensten Leistungslevels. Dazu zählen nationale und internationale Rennen bis zum Weltcup.

EPM 2009 Tärnaby, SWE (c) Pilz (v.l.n.r. Sponring, Bogensperger, Fachref. Hirschberger, Herbst, Struger, Trainer Pilz)

Siegespodest im SL EPM 2009: Gold durch Struger, Silber durch Bogensperger (c) Pilz

Ebenso befinden sich Startverpflichtungen bei Polizeirennen darunter. Zum Höhepunkt dieser Rennen gehören die alle zwei Jahre stattfindenden Bundes Polizei Meisterschaften Winter. In den Zwischenjahren werden die Exekutivmeisterschaften abwechselnd vom Bundesheer, den Finanzbehörden, der Justiz und dem BMI abgewickelt. Dabei haben die von den Bundesländervereinen entsandten Polizeisportler die einmalige Gelegenheit, gegen die weltbesten Ski-AthletInnen der einzelnen Resorts zu fahren.

EPM 2017 Sieger Marc Digruber (c) Dietrich

In der kommenden Saison steht wieder eine Exekutivmeisterschaft auf dem Programm. Die Bundespolizei, als Organisator die LPD OÖ, ist diesmal an der Reihe. Ebenso ist die Durchführung der alpinen Polizei Europameisterschaften in Österreich im Gespräch.

DIe EPM ermöglichen immer wieder ein Wiedersehen mit „alten Bekannten“. Im Bild der FRef. mit dem norwegischen Team. (c) Guttmann

Bei internationalen Rennen wie den Europameisterschaften, setzen sich die entsendeten Teams aus einer Mischung von Spitzen- und Leistungssportlern zusammen. Im Leistungssport besteht der Kader aus 13 Mitgliedern.

Eines der erfolgreichen Mitglieder des LSp-Kaders: Werner HInterberger. (c) Guttmann

Um Leistungssportler werden zu können, müssen die sich Bewerber nach im Voraus bestimmten Leistungskriterien qualifizieren. Nur wenn diese besser sind, als von einem aktiven Kadermitglied, kann eine Neuaufnahme erfolgen.

Leistungssportkader 2015 (c) Guttmann

Das Trainerteam wird von Reinhard Rudigier und Thomas Bogensperger gestellt. Beide haben fundierte Ausbildungen und stammen aus den Reihen ehemaliger Leistungssportler. Im Rahmen der Vorbereitungskurse werden die AthletInnen in teilweiser Zusammenarbeit mit dem ÖSV an ihre Bestform herangeführt.

Wobei grundsätzlich die gute Kooperation mit dem Österreichischen Skiverband zu erwähnen ist. Zum Beispiel bei der Unterstützung von Testteams vor sportlichen Großereignissen, oder dem Informationsaustausch bezüglich optimaler Trainingsbedingungen. Das Netzwerk unter den Trainer funktioniert hervorragend.

Kooperation der LSp mit dem ÖSV bei der WM in Schladming (c) Pilz

Aber wofür bracht es eigentlich Sportler in den Reihen der Polizei?

Diese Frage begleitet mich seit 37 Dienstjahren. Zuerst als Leistungssportler und später als Trainer und Fachwart, – bzw. referent des ÖPOLSV. Meine Antwort ist immer dieselbe: Jeder Staat hat die Aufgabe, alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu fördern. Nach einer Studie der WKO aus dem Jahr 2006 erzielte damals die sportliche Förderung in Österreich ein Gesamtwirtschaftsvolumen von 15,4 Mrd €uro, bzw. 7,5% des Gesamtwirtschaftsvolumens. Es mag daran der Förderungsbeitrag des BMI nur ein kleiner Anteil sein. Dennoch ist er ein wichtiges Puzzelteil. Zusätzlich ist der Beweis von körperlicher Fitness ein bedeutendes Element unseres Berufsbildes. Bekannte SportlerInnen in Uniform tragen wesentlich zu dieser Vorstellung eines Polizisten, einer Polizistin, in der Gesellschaft bei.

Zusätzlich ist es mir immer wieder ein Anliegen, auf die soziale Bedeutung für die einzelnen AthletInnen hinzuweisen. Bis auf ganz wenige Sportarten, zu denen Alpinrennsport sicher nicht gehört, können SportlerInnen, die nicht Weltspitze sind, davon leben. Umso wichtiger ist auch in diesem Bereich die vorbildliche Sportförderung des BMI.

Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt:

Gerade im Leistungssport entwickelte sich in den letzten Jahren durch verschiedene Gründe ein Umfeld, dass erfolgreiche, professionelle Arbeit erschwert. Geringer werdende finanzielle Unterstützung, Auslagerung von Entscheidungskompetenzen an die LPD`s, bürokratische Auflagen mit geringem Nutzen für die Sache. All diese Punkte bedürfen in der Zukunft breiterer Beachtung und Verbesserung.

Trotzdem überlagern die positiven Effekte bei weitem diese Probleme. Gerade die Vielzahl der dienstlichen Karrieren vieler ehemaliger Spitzen- und Leistungssportler beweisen das. Als jüngstes Beispiel sei nur kurz die parallele Entwicklung eines Beamten aus dem „Polizei-Skikader“ angeführt:

BezInsp Klaus Waldner (c) Guttmann

BezInsp Klaus Waldner – ein Beispiel stellvertretend für viele Andere:

BezInsp Klaus Waldner trat nach einer Jugendkarriere beim Vorarlberger Landesskiverband 2000 und dem Ablegen der Matura in die Gendarmerie ein. Seit 2004 im alpinen Polizeikader, war er parallel zu seinem Dienst, Mitglied im ÖSV-SkiCross Nationalteam. Er startete bei 54 Weltcuprennen, gehörte weltweit zu den 10 besten SkiCrossern.

Waldner als Athlet bei den int. Polizei-MS auf der Weltcupstrecke in Sestriere. (c) Pilz

Waldner war Teilnehmer bei zwei Weltmeisterschaften und absolvierte ab 2004 die staatliche Trainerausbildung. 2016 wurde er technischer Delegierter FIS für SkiCross und war bei div. Weltcuprennen als Technical Advisor tätig. Wegen seiner hohen Qualifikationen wurde er ab 1. Juli 2020 von der FIS zum Chief Race Director für die Weltcupserie SkiCross ernannt. In dieser Funktion trägt Waldner die Verantwortung für den Gesamtablauf der Weltcuprennen.

Zwischen den Rennen und seiner Tätigkeiten als Sportfunktionär absolvierte Waldner seinen Dienst zuerst in Vorarlberg, dann aus privaten Gründen in Tirol. Zuletzt legte er die E2a Ausbildung ab und hat nun seine Planstelle in der PI Wattens.

Der beispielhafte Werdegang des Polizisten Klaus Waldner zeigt auf ein Neues, dass das Sport-Fördermodell des BMI äußerst erfolgreich ist. Den AthletInnen wird ermöglicht, ihren Sportarten neben der beruflichen Tätigkeit „treu zu bleiben“. Gleichzeitig beweist diese Kurzbiografie aber auch, dass zeitgleich eine dienstliche Karriere möglich ist die als Vorbild für Andere dienen kann.

Gemeinsames Erreichen der „normalen Normalität“:

Um am Ende wieder die Corona Krise zu strapazieren: Trotz der dadurch entstandenen schwierigen Umstände steht der Polizeisport auf gesunden Beinen.

Zwei der größten Förderer mit Trainer Rudigier im Gespräch: Präsident und Vizepräsident des ÖPOLSV, Willi Liberda und Andreas Pilsl; (c) Guttmann

Gerade in solchen Zeiten bedanke ich mich besonders bei den Unterstützern im BMI und ÖPOLSV, sowie den Sponsoren und ersuche um weitere konstruktive Zusammenarbeit im Sinn der Sache.

 

 

Hans Peter Pilz

Fachreferent alpin

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