Schießen PPS

Vorstellung Fachreferat

Fachreferat „Schießen Großkaliber PPS“

Da in den letzten Monaten sämtliche Veranstaltungen – natürlich auch im Schießsport – aufgrund der „Corona-Pandemie“ weltweit abgesagt wurden, möchte ich als Fachreferent des Fachreferates „Schießen Großkaliber PPS“ die Gelegenheit nutzen, um das Fachreferat, insbesondere die Sparte „PPS“ vorzustellen.
Auch wenn sich das Fachreferat „Schießen Großkaliber PPS“ nennt, liegt der Schwerpunkt des BMI-Leistungskaders beim sog. „IPSC-Schießen“ und nicht beim „Präzisionsschießen“. Was genau „IPSC-Schießen“ bedeutet, dazu weiter unten.

Gründung des Fachreferates:
Das Fachreferat „PPS“ und somit der Leistungskader „PPS“ wurde mit 1.1.2006 gegründet; bis dahin gab es zwar einen BMI-Schießkader, jedoch nur für die ISSF Sportwaffensparte Luft- und Kleinkaliber; als im Jahr 2004 bei den österreichischen Meisterschaften „Faustfeuerwaffe Großkaliber“ Dietmar SIGL der LPD OÖ mit einer Bronzemedaille mächtig aufzeigte, begannen einige wohlverdiente Kollegen sich beim BMI für eine spezielle Förderung der Großkalibersparte einzusetzen; besondere Verdienste machte sich mein Vorgänger als Fachreferent, Horst KERSCHBAUER. Eine Integration der Großkaliberschützen in den Sportwaffenkader war aufgrund der Verschiedenheit der Sparten völlig unmöglich.
Tatsächlich führte das stetige Bemühen mit 1.1.2006 zum Erfolg und ein eigenes Fachreferat für Großkaliber und Praktisches Pistolenschießen wurde aus der Taufe gehoben; 8 Schützen, 1 Trainer und der Fachreferent Horst KERSCHBAUMER waren die Männer/Frauen der 1. Stunde.
Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Margit STEURER mit an Bord; Gottfried POST, auch Gründungsmitglied ging mit 30.4.2020 in den Ruhestand.

Gottfried Post  Foto: Paul Pirchner

BMI-Team bei der IPSC WM 2014 Foto: Paul Pirchner

Aktuell besteht der Kader aus Reinhard HANDL, Simon HEILIGENBRUNNER,

Simon HEILIGENBRUNNER und der alte Fiat Foto: Paul Pirchner

Johann LANG, Andreas ORIOL, Gerald REITER, Margit STEURER,

Margit STEURER   Foto: Paul Pirchner

Jürgen STRANZ und Elisabeth STRASSER;

Lisi STRASSER – seit Jahren Topschützin – hier bei der IPSC WM 2014 in Florida Foto: Paul Pirchner

Christa HOCHHOLDINGER wurde Mutter und ist in Karenz.
Trainer sind Manfred WINLER und Florian KENDLBACHER.

Trainer Manfred WINKLER     Foto: Paul Pirchner

 

Trainer Florian KENDLBACHER und der beste Schütze der letzten 20 Jahre Eric GRAUFEL                                 Foto: Florian Kendlbacher

IPSC WM Frankreich Stagedesign Foto Florian Kendlbacher

Stagedesign USIP World Police Games Foto: Paul Pirchner

Was versteht man unter „IPSC-Schießen“?
Die „International Practical Shooting Confederation – kurz IPSC“ wurde 1976 in den USA gegründet und ist in über 100 Ländern der Welt vertreten.
Das „IPSC-Schießen“ kann man als sog. „dynamisches Schießen“ bezeichnen, dass seine Wurzeln im praktischen Pistolenschießen hat; der Schütze/die Schützin bewegt sich durch einen vorgegebenen Parcours (auch Stage genannt) wo verschiedene Ziele, Scheiben und/oder Stahlziele in unterschiedlichen Größen und Entfernungen aufgebaut sind; es gibt Ziele, die teilweise verdeckt oder die in Bewegung sind – sog. fahrende Scheiben, Pendelscheiben, Up- und Downscheiben – und Ziele, die keinesfalls beschossen werden dürfen (sog. Non-shot-Scheiben). Natürlich variieren auch die Schießpositionen;

Christa HOCHHOLDINGER in tiefer Position      Foto: Florian Kendlbacher

von Scheiben, die man im Vorbeilaufen beschießen kann bis zu Scheiben, die nur aus kniender, liegender oder aus einer Position hinter einer Barrikade beschossen werden können;

Jürgen Stranz am Boden       Foto: Florian Kendlbacher

Andreas ORIOL in Bewegung Foto: Paul Pirchner

ganz zu schweigen vom einhändigen Schießen (mit linker oder rechter Hand).

Reinhard HANDL einhändige Schussabgabe am Motorrad sitzend Foto: Paul Pirchner

Viele Schießpositionen werden durch Aufbauten, Hindernisse udgl. vorgegeben. Im Allgemeinen werden die Waffe und die Magazine am Mann getragen, es gibt aber auch Stages, wo die Waffe oder Magazine auf verschiedenen Gegenständen abgelegt werden und der Schütze sprintet vom Startplatz zur Waffe bzw. zu den Magazinen. Ein Wettkampf besteht aus mehreren unterschiedlichen Parcours mit ganz verschiedenen sportlichen Herausforderungen. Auf jeder Stage sind zwischen 6 bis maximal 32 Treffer zu erzielen.
Die Schützen haben 3 Minuten Zeit, die Stage zu besichtigen, den Parcours richtig zu lesen, dh wo mache ich einen erforderlichen Magazinwechsel, was ist die ideale Schießposition, schieße ich in Bewegung, bleibe ich beim Schießen stehen, nehme ich lieber weitere Entfernungen in Kauf oder laufe ich mehr, dafür sind die Entfernungen kürzer und man kann eine schnellere Schussabfolge abgeben abgeben; man sich sehr komplexe Bewegungsabläufe einprägen und verinnerlichen ähnlich wie ein Slalomläufer bei der Besichtigung…
Der Schütze startet nach einem „Timersignal“;

Reinhard HANDL am Start: Load and make Ready ! Foto: Paul Pirchner

die Zeit bis zum letzten Schuss wird auf 1/100 Sekunden gemessen; die erzielten Trefferpunkte werden addiert; fehlende Treffer und Ablauffehler führen zu Punkteabzügen und Randtreffer zu schlechteren Punkten. Die somit erzielten Trefferpunkte werden addiert und durch die erforderliche Zeit dividiert; daraus errechnet sich für jeden Parcours ein Leistungsparameter. Derjenige Sportler, der es schafft, den höchsten Punktewert aus der Gesamtheit aller Stages zu erzielen, ist der Sieger.

Gerald REITER – 2facher Europameister und Vizeweltmeister in der Revolver-Division und Johann LANG – Vizeweltmeister bei den Senioren in der Revolver Division    Foto: Reiter

Beim IPSC-Schießen gilt es die Balance zwischen Schnelligkeit und Präzision zu finden, wo muss ich mich zurücknehmen, wo kann ich Gas geben; aber nicht nur das Schießen selbst, auch die Bewegungsabläufe, die richtige Technik, schnelles Handling mit der Pistole, richtige (zeitsparende) Magazinwechsel, gute körperliche und mentale Fitness und Konzentration sind gefragt.

Im IPSC-Sport wird in verschiedenen Klassen – Divisions – gewertet, abhängig vom Waffentyp; die gängigsten sind die Standard-Division, Open-Division, Production-Divison, Revolver-Division

2-facher Europameister und Vizeweltmeister Gerald REITER – Division Revolver     Foto: Paul Pirchner

und die Classic-Division; so sind etwa in der Production-Division nur Pistolen zugelassen, die in einer offiziellen Liste genannt sind; Waffen der Production-Division dürfen nicht modifiziert werden und werden in der Regel so wie in der Fabrik hergestellt verwendet; häufig handelt es sich dabei um Modelle, die auch bei Behörden als Dienstwaffen verwendet werden wie etwa die Glock 17, CZ SP 01 oder 02.
Da der IPSC-Sport nicht olympisch ist, sind die Welt- und Europameisterschaften das Ziel aller IPSC-Schützen; auf nächster Ebene finden sog. „Level III-Bewerbe“, das sind internationale Wettkämpfe, statt.
Das IPSC-Schießen ist äußerst trainingsaufwändig; neben beinhartem Training mit scharfem Schuss ist auch körperliches und mentales Training erforderlich;

Reinhard Handl knieend an der Barrikade    Foto: Paul Pirchner

oft betragen die Unterschiede bei der Schussabgabe selbst zwischen den Wettkämpfern nur wenige Zehntelsekunden, aber bei den Bewegungsabläufen, einzelnen Schießpositionen kann viel Zeit gewonnen oder verloren werden.
Nicht umsonst heißt das Motto beim IPSC-Schießen DVC (lateinisch für Diligentia-Vis-Celeritas – Präzision-Kraft-Schnelligkeit).
Der IPSC-Sport ist in Österreich sicherlich nicht so populär wie in anderen Ländern; in Tschechien etwa genießt der IPSC-Sport einen sehr hohen Stellenwert; die internationalen Topstars in der Schießszene sind Vollprofis, die vom Schießsport gut leben können.

Erfolge des BMI-Leistungskaders:
Die Schützen/Innen des Leistungskaders mitsamt den Trainern konnten sich in den letzten Jahren durchwegs für Welt- und Europameisterschaften qualifizieren und haben sehr erfolgreich an den Wettkämpfen als Mitglieder des österreichischen Nationalteams der IPSC-Austria teilgenommen. Es wäre unmöglich, alle Erfolge aufzuzählen; neben zahlreichen Medaillenplätzen als Teil der österreichischen Nationalmannschaft gab es auch eine Reihe von Einzelmedaillen bei Welt- und Europameisterschaften wie etwa durch:
• Gerald REITER: 2-facher Europameister 2013 und 2016 in der Revolver-Division
Vize-Weltmeister 2017 und Vize-Weltmeister 2019 in der Revolver-D.

Gerald REITER – 2-facher IPSC-Europameister und Vizeweltmeister  Foto: Paul Pirchner

• Reinhard HANDL: Vize-Weltmeister 2017 und
Vize-Europameister 2019 in der Standard-Division bei den Senioren

Gerald REITER und Reinhard HANDL – Medaillensammler bei IPSC-WM und EM    Foto: Gerald Reiter

• Gottfried POST: 3. Platz bei der EM 2010
Vize-Weltmeister 2011
Vize-Europameister 2016 jeweils in der Standard-Division bei den Senioren

BMI-Kader Medaillengewinner IPSC-EM 2016 von links Lisi STRASSER, Gottfried POST, Margit STEURER, Christa HOCHHOLDINGER, Gerald REITER und Reinhard HANDL  Foto: Florian Kendlbacher

• Margit STEURER: 3. Platz bei der EM 2010 und 2013 jeweils in der Open Division
• Günter WEBER: 3. Platz bei der EM 2011 in der Open Division bei den Senioren
• Christa HOCHHOLDINGER. Vize-Europameisterin in der Standard-Division 2016
• Johann LANG: Vize-Europameister 2019 in der Revolver-Division bei den Senioren

Medaillengewinner IPSC-EM 2019 des BMI-Kaders von links Gottfried POST, Johann LANG, Reihard HANDL und Gerald REITER Foto: Florian Kendlbacher

• Franz VOLK: 3. Platz bei der EM 2007 in der Open Division bei den Senioren

IPSC WM 2017 – BMI-Kader Foto: Florian Kendlbacher

Aber auch die anderen aktiven oder ehemaligen Kadermitglieder wie Lisi STRASSER, Jürgen STRANZ, Andreas ORIOL, Simon HEILIGENBRUNNER oder Friedrich ZIEBART landeten bei Welt- und Europameisterschaften in den heiß umkämpften Standard- und Production-Divisions stets in den vorderen Rängen, wobei sich Jürgen STRANZ seit Jahren konstant unter den Top 20 der Welt etabliert.

Jürgen STRANZ – seit Jahren Top-Standard-Schütze  Foto: Paul Pirchner

Die beiden Trainer Manfred WINKLER und Florian KENDLBACHER sind regelmäßige, sehr erfolgreiche Teilnehmer an internationalen Wettkämpfen und EM oder WM.
Die Aufzählung der Staatsmeistertitel der Kaderschützen/Innen würde den Rahmen sprengen, sind es doch jenseits der 100. Ebenso gewinnen die Leistungsschützen jedes Jahr unzählige sog. „Level-III-Matches“.
Aber auch bei Weltmeisterschaften für Polizeisportverbände der internationalen Polizeisportvereinigung USIP konnten wir in den letzten Jahren herausragende Leistungen bringen; erwähnenswert ist hier insbesondere der 3. Platz von Andreas ORIOL

3. Platz im Herren-Einzel bei der USIP-WM in China:  Andreas ORIOL  Foto: Paul Pirchner

bei den USIP-Weltmeisterschaften 2018 in China und der 3. Platz des Teams Austria bei der USIP-Weltmeisterschaft 2017 in den VAE.

Österr. Delegation bei den USIP World Police Games in Abu Dhabi von links Delegationsleiter Mag. Günter KAUFMANN BMI, Andreas ORIOL, Manfred WINKLER, Reinhard HANDL und Fachreferent Paul PIRCHNER    Foto: Paul Pirchner

Vorstellung Fachreferent:
Als Fachreferent darf ich mich nochmals kurz vorstellen: Mein Name ist Paul PIRCHNER; ich werde heuer 60 Jahre alt und kam erst relativ spät zum Schießsport; anfangs der 2000er Jahre kam ich mit den Milizschützen in Kontakt, absolvierte den einen oder anderen Trainingskurs und trat dann einige Jahre später den Combat-Schützen des USSC Lochen in OÖ teil; Insider werden sich noch an das jährliche Highlight in Lochen, den „Lochner Bären“, erinnern; leider hat sich der Verein inzwischen aufgelöst.
In den letzten Jahren habe ich mich vorwiegend auf das Präzisionsschießen konzentriert und nehme regelmäßig an Bewerben im „FFWGK-Faustfeuerwaffen-Großkaliber“ teil.
Mit 1.1.2014 bin ich in die großen Fußstapfen von Horst KERSCHBAUMER getreten und habe das Fachreferat übernommen.
Als Fachreferent obliegt mir natürlich auch die Verwaltung der Leistungsschützen/Innen, die Planung und Vorbereitung sowie Leitung von Trainingskursen, Berichterstattung, Pressearbeit, das Fachreferat innerhalb des ÖPolSV und im BMI zu vertreten udgl.

Margit STEURER und Jürgen STRANZ schauen Günter WEBER bei Reparaturarbeiten genau auf die Finger Foto: Paul Pirchner

sowie die Mitwirkung bei Polizei-Bundesmeisterschaften; als Fachreferent gilt es natürlich, die jeweiligen verantwortlichen Schießfunktionäre bei der Vorbereitung und Abwicklung von Bundespolizeimeisterschaften zu unterstützen.
Leider kamen die klassischen Präzisionsbewerbe „Glock-FFWGK“ und „MP88-3-Stellung-Match“ wie sie bei der Bundespolizeimeisterschaft absolviert werden, in diesem Artikel zu kurz; vielleicht kann dies zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Heute ging es mir einfach darum, den Leistungskader vorzustellen, die Geheimnisse des IPSC-Schießens zu lüften und euch diesen äußerst interessanten und abwechslungsreichen Sport näher zu bringen; leider ist es in Österreich immer schwieriger, geeignete Stätten für dynamisches Schießen zu finden und dann noch in den elitären Kreis der Schützen aufgenommen zu werden; nebenbei ist das IPSC-Schießen sehr trainingsintensiv, zeitaufwändig und auch nicht gerade billig.
Ich möchte die Gelegenheit daher auch nutzen, um mich beim Dienstgeber – dem BMI – für die großartige Unterstützung zu bedanken.

Team Österreich bei den USIP World Police Games in Mailand 2019 von links Reinhard HANDL, Simon HEILIGENBRUNNER, Andi ORIOL und Paul PIRCHNER Foto: Paul Pirchner

Allen Interessierten darf ich den Tipp geben, möglichst an vielen sog. „Level-III-Matches“ teilzunehmen und sich mit den Kaderschützen des BMI zu messen; die BMI-Schützen sind alles Topschützen und für alle anderen Gradmesser hinsichtlich ihrer eigenen Stärke. Die Schießszene in Österreich ist überschaubar und bei konstanten guten Schießergebnissen laden wir die Sportler gerne zu einem der jährlichen 3 Trainingskurse ein, wo sie sich dann entsprechend empfehlen und präsentieren können.

In diesem Sinne darf ich mich mit dem weltweiten Motto und Gruß der IPSC-Schützen „DVC“ verabschieden !
Paul Pirchner

Fachreferent Schießen Großkaliber PPS – Paul PIRCHNER

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