Start in Wintersaison 2019/20 – Pack die Badehose ein…..
Was für Sommersportarten im Süden die ersten Trainingslager sind, stellen für Schneesportler die Kurse auf Gletschern dar. Dies ist auch der Grund, warum alpine Polizeisportler seit vielen Jahren zu Beginn der Saison entweder im Ötztal, Sölden, oder bei Neustift im Stubaital ihr Quartier aufschlagen. Diese Orte geben uns Sicherheit, entweder auf dem, wie es scheint, nicht mehr so ewigen Eis, aber trotzdem vorhandenen Schnee die ersten Schwünge zu ziehen. Gleichzeitig lassen diese Orte Optionen offen, alternativ in Talnähe trainieren zu können, falls dort Schnee vorhanden ist.
Deshalb fand nach einem Konditionskurs im September der erste Schneekurs von 16. bis 20. Dezember in Neustift statt. Der späte Start auf Schnee war dem Termin der bevorstehenden Bundespolizeimeisterschaften Ende März 2020 geschuldet. Gleichzeitig konnte damit gerechnet werden, dass Mitte Dezember gute Schneeverhältnisse herrschen würden. Diese hatten auch in den vergangenen Jahren auf der Bergeralm dafür gesorgt, nicht auf dem Stubaier Gletscher in einer Seehöhe von über 3000 Metern trainieren zu müssen.
Der heurige Vorwinter zeigte sich aber von einer noch nie da gewesenen Seite. Im Süden war zwar schon eine erhebliche Schneemenge gefallen, die Föhnwetterlage ließ im Wipptal, in dem sich das Skigebiet befand, den Maschinenschnee deutlich schmelzen.
An den ersten beiden Tagen des Kurses herrschten akzeptable Trainingsbedingungen. Die Materialtests und das erste Riesenslalomtraining verliefen trotz leichten Regens gut. Am Mittwoch erlebten wir aber unsere erste Überraschung. An der Talstation wurde uns von der Betriebsleitung mitgeteilt, dass wegen orkanartiger Windböen zumindest während der nächsten beiden Tage an einen Liftbetrieb nicht zu denken sei.
Jetzt war Plan B gefragt. Nach einigen Telefonaten war klar, dass im angrenzenden Stubaital das Gebiet Schlick 2000 windfrei war. Die Leistungssportler und -sportlerinnen setzten sich in diese Richtung in Bewegung. Die Teamleitung konnte nach Sondergenehmigung des Betriebsleiters der Bergeralm mit der Gondelbahn zum Skigebiet auffahren und die dort gelagerten Torstangen ins Tal bringen. Denn ohne diese wäre ein Training in der Schlick nicht möglich gewesen.
Mit zwei-stündiger Verspätung wurde das stangengebundene Training gestartet. Und wieder war es die Natur, die uns verblüffte. Denn obwohl das Gebiet „Schlick 2000“ Luftlinie nur ca. 10 Kilometer von der Bergeralm entfernt liegt, strahlte die Sonne und es gab keinen Wind. Die dazwischenliegende Gebirgskette hielt die Wolken samt Föhnwalze ab. Damit wurde das Plansoll für das Training mehr als erfüllt.
Die Situation wiederholte sich am Donnerstag beim 2. Slalomtraining. Die Piste in der Schlick zeigte sich wieder kompakt, griffig, und die Leistung der AthletInnen war dem Trainingsstand entsprechend. Wie aber schon am Mittwoch wurden wir am Ende des Tages an der Talstation von frühlingshaften Temperaturen empfangen. Die Vögel zwitscherten, 15 Grad plus und die warmen Sonnenstrahlen vermittelten ein Gefühl, als würde das Saisonende vor der Tür stehen.
Und als am Freitag das schlechte Wetter auch in das Stubaital kam, war das Winterfeeling komplett zerstört. Wieder viel zu hohe Temperaturen, Regen und starke Windböen, die um 10 Uhr zu einer endgültigen Sperre der Bergbahnen führte, machten den Tag neuerlich zu einer Herausforderung. Diesmal wurde vergeblich versucht, die Trainingsausrüstung wie Torstangen und Absperrmaterial ins Tal zu bringen. Bis alles andere versorgt war, zeigte die Uhr die Mittagszeit an. Somit konnten wir das Schneetraining als verloren abhaken. Nach der Abschlussbesprechung musste am Nachmittag die Heimreise angetreten werden.
Was war nun das zwiespältige Fazit dieser Woche?
Einerseits konnten die beabsichtigten Umfänge wegen der Wetterkapriolen nicht erreicht werden. Aber die Qualität des Trainings war dank der Einsatzbereitschaft von Trainerteam und AthletInnen auf dem gewohnt hohen Niveau.
Andererseits ist es nichts Neues, dass es bei einem Freiluftsport auch derartige Kurse geben kann. Dass wir in Zeiten der radikalen Klimaveränderung aber immer öfter mit solchen Bedingungen rechnen müssen, liegt dennoch auf der Hand. Umso mehr werden hinkünftig Termine und Ausrichtungsorte für Training und Bundesmeisterschaften noch mehr abzuwägen sein, um die Veranstalter nicht vor unlösbare Aufgaben zu stellen.
H. P. Pilz, Fachreferent alpin, Kursleiter