3. USIP World Police Games in Mailand – Schießen
Der Polizei Weltsportverband USIP veranstaltete vom 19.9. – 26.9.2019 in Mailand/Italien die 3. World Police Games; zu diesen Spielen entsendete das BMI Leistungssportlerinnen und Leistungssportler der Sektionen Laufen, Schwimmen, Judo und Schießen. Gemeinsam fuhren der Fachreferent für das praktische Pistolenschießen, Paul PIRCHNER und die Leistungssportler Simon HEILIGENBRUNNER der EKO Cobra, Reinhard HANDL der EKO Cobra und Andreas ORIOL der LPD OÖ daher am 19.9.2019 mit einem Dienstkraftfahrzeug mit doch etwas gemischten Gefühlen nach Mailand.

Team Austria mit Reinhard Handl, Fachreferent Paul Pirchner, Simon Heiligenbrunner und Andreas Oriol Foto: Paul Pirchner
Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, hatten wir nämlich im Vorfeld alle Daten und Fakten mit standardisierten Formblättern, insbesondere zu den Waffen und der Munition dem Veranstalter gemeldet; jeder Schütze durfte seine Waffe, mit der er normalerweise die Wettkämpfe bestreitet, mitnehmen, dh in unserem Fall CZ 75 SP-01 Shadow und eine Sphinx 3000 samt Munition 9x19mm. Völlig überraschend konnte dann am 10. September 2019 (!) zufällig in Erfahrung gebracht werden, dass das italienische Innenministerium allen Teilnehmern die Erlaubnis zur Einfuhr der Waffen und Munition mit dem Kaliber 9x19mm widerrufen hatte; natürlich war bekannt, dass das Kaliber 9x19mm in Italien Kriegsmunition und damit verboten ist, aber von Polizei und Heer wird genau dieses Kaliber verwendet. Auf Nachfrage beim Veranstalter erfuhren wir, dass für die Teilnehmer verschiedene Leihwaffen ua Glock, Tanfoglio, Beretta, CZ und andere Fabrikate zur Verfügung stehen, natürlich alle im Kaliber 9x21mm.
Wir sind dann gut im Athletenhotel „Da Vinci“ in Mailand
angekommen und schon am nächsten Tag hieß es früh aus den Federn kriechen, da ein Training mit den zur Verfügung gestellten Waffen am Programm stand und so fuhren wir zur Schießstätte in Uboldo, etwa 20 Km von Mailand entfernt.
Am Schießplatz dann die nächste Überraschung! Es gab nicht verschiedene Leihwaffen, sondern nur ein Fabrikat der Marke Beretta. Begründet wurde dies damit, dass die Waffenschmiede Beretta der Hauptsponsor sei und die Verwendung anderer Waffen daher nicht möglich ist.
Die Schützen durften dann für einige Minuten die für sie völlig fremde Waffe im Trockentraining kennenlernen und dann noch 20 scharfe Schüsse abgeben.
Beim technischen Meeting am Nachmittag des 20.9.2019 im Hotel wurde heftig diskutiert, aber laut Veranstalter stand die Schießveranstaltung am Rande des Abbruchs und nur durch das Entgegenkommen der Fa Beretta ist es gelungen, die Veranstaltung überhaupt zu retten.
Am Abend des 20.9.2019 fand die feierliche Eröffnung der USIP World Police Games in Monza statt; die Eröffnung vor dem Schloss war ein richtiges Erlebnis und endete mit einem riesigen Feuerwerk.

Team Österreich auf dem Weg zur Eröffnung in Monza mit von links Reinhard HANDL, Simon HEILIGENBRUNNER, Andi ORIOL und Paul PIRCHNER Foto: Paul Pirchner
Am Samstag, den 21.9.2019 ging es dann für alle Teilnehmer mit Mannschaftsbussen zum Schießplatz in Uboldo; die Schießstätte liegt in einer riesigen ehemaligen Schottergrube; in 10 Buchten hatte der Veranstalter 10 Stages hineingebaut.
Das Match bestand aus 6 sog. „Long Courses“, 2 „Medium Courses“ und 2 „Short Courses“; die Mindestschussanzahl betrug 252. Der Aufbau entsprach dem Reglement der IPSC und wies alle Elemente eines IPSC-Matches auf, nämlich kurze und weite Entfernungen, große und kleine Ziele, Stahlziele in Form von Plates und Poppers,
bewegliche Ziele wie Pendelscheiben und fahrende Scheiben; auch einige sog. „No shoot-Scheiben“ wurden eingebaut.

Simon Heiligenbrunner auf Stage 10 mit Pendelscheiben und einer fahrenden Scheibe Foto: Paul Pirchner
Das Stagedesign war eher schlicht mit durchsichtigen bzw. zum Teil verdeckten Barrikaden. Wenngleich die einzelnen Stages auf den ersten Blick nicht besonders schwierig aussahen, so hatten die einzelnen Stages durchaus ihre Tücken. Insgesamt war es aber ein sehr gelungener und schöner Aufbau.
Unser Team war mit 6 Schützen (3 Männer und 3 Frauen) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in einer Squad. Die Taktik von Simon, Reinhard und Andi war, zu Beginn jedenfalls auf sauberes Schießen und präzise Treffer zu achten und die Zeit auf Kosten der Treffer etwas zu vernachlässigen;
keiner der Leistungsschützen hatte jemals mit einer Beretta geschossen und das Handling mit dieser Waffe war für alle gänzlich neu und ungewohnt; auf jedem Stand lagen 2 fabriksneue Beretta auf, natürlich auch das weitere notwendige Equipment wie Gürtel, Holster, Magazine.
Während 1 Schütze den Parcours absolvierte, musste der nächste Schütze sich mit dem fremden Gürtel und der Waffe ausstatten, oftmals den Gürtel natürlich auch entsprechend verstellen. Man kann sich vorstellen, natürlich nicht die beste Vorbereitung für den Schützen, da ja pro Stand nur 2 Waffen und 2 Gürtel zur Verfügung standen.
Die ersten 5 Stages wurden am Samstag bei strahlendem Sonnenschein, die restlichen 5 am Sonntag bei bedecktem Himmel geschossen.
Letztlich blieb Reinhard HANDL als einziger unseres Teams über den gesamten Bewerb fehlerfrei, während sich Simon HEILIGENBRUNNER und Andreas ORIOL insgesamt 2 sog. „Penalty-Treffer“ -das sind Scheiben, die nicht beschossen werden dürfen – und 2 „Miss“ – das sind fehlende Treffer- holten.
Am Abend des 22.9.2019 fand im Hotel die Siegerehrung statt; alle 3 Schützen konnten sich zwar im 1. Drittel des Starterfelds platzieren, für die vordersten Plätze reichte es aber nicht ganz. Reinhard HANDL wurde 20., Simon HEILIGENBRUNNER 24. und Andreas ORIOL 27.
Insgesamt waren 102 Schützinnen und Schützen aus 23 Nationen am Start. In der Mannschaft belegte unser Team den 7. Platz.
Der Sieg im Einzel ging – welche Überraschung – an einen italienischen Polizisten vor einem IPSC-Schützen aus Montenegro und einem Ungarn; bei der nachfolgenden Recherche im Internet fanden wir dann heraus, dass der Sieger im Werksteam von Beretta schießt…
Unsere italienischen Freunde haben natürlich auch in der Mannschaftswertung vor Tschechien und Spanien gewonnen.
Als Resümee muss gesagt werden, dass der Aufbau der einzelnen Stages und das Stagedesign durchaus gelungen war und einem sog. „Level-III-Match“ entsprachen und jedenfalls einer USIP-WM würdig waren; auch bezüglich des Ablaufes des Schießbewerbes, der Leistung der Range Officers, die sehr professionell wirkten, der Betreuung und des Umganges mit den Teilnehmern gab es nichts auszusetzen. Die USIP hatte die Durchführung der Veranstaltung offensichtlich dem dortigen Schießverein anvertraut. Merkwürdig war – wie bereits oben angeführt – das sehr kurzfristig verfügte Verbot der Mitnahme der eigenen Waffen und dann noch der Umstand, dass plötzlich nur Waffen der italienische Marke BERETTA zur Verfügung standen…
Die Leistungsschützen des BMI mussten mit der für sie gänzlich unbekannten Waffe schießen, wobei nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass die eine oder andere Nation mit diesem Fabrikat schon etwas vertraut war; besonders schwer taten sich unsere Leistungsschützen mit dem Magazinwechsel, der ganz anders als mit den gewohnten Waffen funktionierte und dem Abzugsverhalten der Waffen. So wurde vorrangig Wert auf saubere Treffer gelegt, in Summe büßten wir aber auf die Topathleten zu viel Zeit ein. Mit einer fremden Waffe fehlt natürlich das Vertrauen in die Waffe und die eigene Stärke und man ist eben nicht bereit, das letzte Risiko zu nehmen wie etwa die eine oder andere Ausweichscheibe nach dem Auslösen des Pendels noch mitzunehmen.
Insgesamt hat die österreichische Mannschaft aber eine sehr ausgeglichene, gute Leistung geboten und alle 3 Athleten konnten sich weit vorne im Starterfeld platzieren.
Am Montag, den 23.9.2019 nach dem Frühstück traten wir wieder die Heimreise nach Österreich an; dabei ließen wir es uns nicht nehmen, den Text von Rainhard FENDRICHs „Strada del sole“ auf der Zunge zergehen zu lassen…
Ciao Italia – ti amiamo cosi tanto
Der Fachreferent Paul Pirchner