Eine Reise in die Vergangenheit
Lesachtal ist Winterwunderland. Das gab es zuletzt vor 15 Jahre.
Obertilliach im Lesachtal in Osttirol
Das malerisch am Fuße des 2.317 Meter hohen Golzentipp gelegene Bergdorf erlebt die Renaissance im Schnee. Seit mehreren Jahren war es nicht mehr möglich, vor Weihnachten auf Naturschnee das Wintersportvergnügen Schilanglauf zu erleben.
Bereits bei der Anfahrt über Lienz durch das Drautal hinauf bis Tassenbach war die Kälte im Tal erkennbar. Dort biegt man dann nach links in Richtung Süden ab. Man ist schon fast in Sillian und einige Kilometer weiter wäre man bereits in Innichen in Italien.
Die in Serpentinen verlaufende Straße bringt mich relativ schnell von der Talsohle auf die Anhöhe bei Kartitsch. Bereits dort ist es weiß. Das heißt was, wenn es nördlich des Kartitscher Sattels schon Schnee hat. Einige Fahrminuten weiter bin ich im nordischen Stadion in Obertilliach angelangt. Also heuer ist es tatsächlich wieder einmal Winter. So etwas hatten wir Mitte November schon seit ca 15 Jahre nicht mehr.
Das Hochtal entlang der italienischen Grenze wurde belohnt. Schließlich benötigt man den Schnee für die auf Tourismus ausgelegte Region ganz dringend. Die Erinnerungen an den letzten Winter sind im „Kopfkino“ noch vorhanden. Grüne Weihnachten, erstmals Mitte Jänner 2017 Schnee. Das war schon hart. Wenngleich die professionelle Infrastruktur mit der Kunstschnee Erzeugung rein pragmatisch betrachtet „Winter“ bringt. Sie ist deshalb auch nicht mehr wegzudenken. Aber Naturschnee ist halt doch etwas anderes. Es fühlt sich einfach besser an, es ist tatsächlich Winter.
Biathlonzentrum Obertilliach
Das Biathlonstadion ist Ausgangspunkt für fast alle, die hier auf den schmalen Latten stehen.
Mittlerweile beginnen auch sehr viele Tagesgäste im Stadion ihr Training. Sie finden die perfekte Infrastruktur vor. So ist es möglich, sich nach dem Sport zu duschen um wieder „frisch“ nach Hause zu fahren. In dieser Woche waren etliche Italiener aus dem Pustertal am Trainieren. Sie fuhren immerhin bis zu 100 Kilometer mit dem Auto, um ihrem Hobby nachgehen zu können. Aber auch die sportlichen Lienzer trifft man hier. So konnte ich einen netten Small Talk mit dem stellvertretenden Inspektionskommandanten der PI Lienz führen.
Zur sportlichen Abwechslung am Schnee bietet sich der Fitnessraum an, der von den Athletinnen und Athleten sehr gerne angenommen wird.
Im Basisgebäude befindet sich des weiteren noch ein gemütliches Cafe. Es ist zum Treffpunkt geworden. Vor, aber doch eher nach dem Sport schmeckt der Kaffee oder das eine oder andere „Glasl“ Bier am Besten.
Langlaufloipe
Insgesamt waren bereits 18 Kilometer gespurt. Nur vereinzelt beginnen Athletinnen und Athleten das Training im Dorf. Sie laufen entlang der Bergwiesen bis hinunter zu den Bachauen der noch jungen Gail, die hier ihre ersten Meter durchfließt. An einigen Stellen ist sie noch so schmal, dass man drüber springen kann. Ihr frisches klares Gebirgswasser bringt auch eine feuchte Kälte, an der wir oftmals ganz schön zu „beißen“ hatten.
Das Bächlein entspringt unweit am Kartitscher Sattel und hat eine Reise von gut 120 Kilometer vor sich, ehe es südöstlich von Villach in die Drau mündet. Täler tragen gewöhnlich die Namen ihrer Flüsse. Die Gail fließt mit einer interessanten Namensvielfalt durch das Tiroler Gailtal, das Lesachtal und das Gailtal.
Die Loipe teilt sich sozusagen beim Stadion. Nach Süden in Richtung Obertilliach. Da breitet sie sich auf die Bergwiesen aus.
In die andere Richtung, also nördlich bis zum Kartitscher Sattel überwiegend in der Schattseite, im geschützten Wald entlang der breiten Güterwege.
Wer es gerne etwas „frischer“ hat, kann noch die Variante entlang der Gail wählen.
Training
Wir absolvierten den 2. Trainingskurs. Es war der erste auf Schnee. Dankbar nahmen wir diese Möglichkeit an. In den vergangenen Jahren mussten wir um diese Jahreszeit auf den Dachsteingletscher ausweichen. Dort ist das Training wegen der Höhenlage ungleich schwerer. Was die Trainingsbedingungen in Obertilliach auch besonders machen, ist die sehr gut an das Gelände angepasste Loipe. Deshalb kann das Vorbereitungstraining so kurz vor der Wettkampfsaison sehr gut durchgeführt werden. Am Trainingsplan standen lange Laufeinheiten zur Stabilisierung der Grundlagenausdauer. Aber auch kurze intensive Einheiten, um die Muskulatur an die hohe Geschwindigkeit zu gewöhnen. Für die Lungen erstmals seit Monaten wieder die kalte Luft. Alles Faktoren, an die sich der Körper jedes Jahr auf das Neue gewöhnen muss. Freilich, es geht „irgendwie“ automatisch.
Gasthof Weiler in Obertilliach, Dorf 1
An der nördlichen Ortseinfahrt steht oberhalb der Straße ein stattliches Gebäude, das zum typischen Ortsbild von Obertilliach geworden ist. Mit der Hausnummer Dorf 1 ist die Rangordnung wohl hergestellt. Die älteren der großen nordischen Familie „pilgern“ schon seit Ende der 1970-er Jahre hier her. Damals gab es das Gastaus „Unterwöger“ der Familie Lugger, das mittlerweile umgestaltete Gasthaus Edelweiß und eben „das Weiler“. Da steckt auch sehr viel Tradition dahinter. Wir wechseln unser Quartier seit Jahren zwischen diesen beiden Häusern.

vlnr: Manfred Dengg, Michael Standmann, Stefan Schuster, Anton Lengauer-Stockner, Martin Mesotitsch, Leo Laher, Martin Stockinger, Andreas Schwarz, Christian Kitzbichler, Lisa Wibmer, Thomas Fersterer;
Familie Daniel Neumair, David, Magdalena Scherer
Obertilliach ist aber mittlerweile sehr viel mehr. Neue und umgebaute Gasthöfe, Hotels und Nächtigungsbetriebe lassen erkennen, dass das Bergdorf im positiven Wandel der Zeit steht. Während in anderen Regionen die Situation beklagt wird, stehen die Tilliacher zusammen und bewegen was. Es ist schließlich auch zu ihrem Vorteil. Arbeitsplätze sind in der Nähe verfügbar.
Geführt wird das Haus Weiler im Familienbesitz Scherer von der Jungmama Magdalena. Diesmal ein besonderes Ereignis. Ist doch seit unserem letzten Aufenthalt im September 2016 junges Leben „in der Hütte“. David wurde am 09. Jänner 2017 geboren. Wir in der Steiermark nennen es „Vaterschaft gehen“, bei den Tilliachern heißt das „weisat`n“.

Alles Gute dem jungen Glück; Manfred Dengg Papa Daniel mit Sohn David Neumair, Chefin des Hauses Madgalena Scherer
Und das machten wir tatsächlich. Als Stammgäste des Hauses stellte sich die Polizeimannschaft Nordisch mit einem Geschenk für den kleinen „Lauser“ ein. Er möge es „als gesunder zamzreiß`n“, sagen wir, wenn es um Hose, Jacke und Schuhe geht. Wir wünschten der Jungfamilie Magdalena, Daniel Neumair und Sohn David alles Gute. Viel Freude mit dem jungen Glück. Eine kurze Abwechslung zwischen den Trainings. Die soziale Komponente sollte nie zu kurz kommen. Das ist schließlich „unser“ Leben. Gemütlichkeit in der Zirbenstube beim Weiler. Herz, was willst du mehr. Naja, das wüsste ich schon noch was: Kaffee, Torte oder Kuchen. Und das gab`s auf Kosten des Hauses. Sehr gerne nahmen wir die Einladung an und genossen die Köstlichkeiten der Patisserie. Lange hatten wir aber eh nicht Zeit, weil bis zum Abendessen noch eine Trainingseinheit auf uns wartete… HERZLICHEN Dank, liebe Magdalena!
Nachwuchs – junge Athleten
Der natürliche Lauf des Lebens spiegelt sich natürlich auch in der Zusammensetzung des Kaders wieder. Seit Jahren ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, unsere jungen Erwachsenen aufzunehmen um sie an die Qualität der Leistungsträger heranzuführen.
Es ist aber nicht selbstverständlich, junge leistungswillige Athleten für den nordischen Polizeisport ausfindig zu machen. Die Anforderungen sind hoch. Langlauf oder Biathlon auf diesem Niveau betreiben zu können, erfordert doch jahrelanges Training ab dem Kindesalter. Seit mittlerweile einem Jahr gehört Insp Thomas Fersterer der Mannschaft an.
Hier schreibt er seine Eindrücke: „Mein Name ist Thomas Fersterer und ich versehe nun seit ca. 4 Jahren Dienst bei der LPD Wien. Seit über einem Jahr bin ich Mitglied im Polizei Leistungssportkader Nordisch. Dies ermöglicht mir meinen Leidenschaften, dem Schilanglauf und dem Biathlon nachzugehen und bietet mir eine Abwechslung zum Dienst in der Großstadt.
Im Ausdauersport ist es essentiell das ganze Jahr über, durch unzählige Trainingseinheiten das Durchhaltevermögen, sowie auch die Schnelligkeit zu verbessern. Hierbei sind Dienstfreistellungen, sowie Trainingskurse vonnöten, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Damit wir Athleten unser Trainingspensum erreichen investieren wir sehr viel Zeit in unseren Sport. In meinem Fall heißt dies möglichst viel meiner Freizeit in den Bergen zu verbringen, um die dort vorherrschenden optimalen Trainingsmöglichkeiten zu nutzen.
Die diesjährige Saison begann mit unserem Trainingskurs in Villach. Zur Verbesserung der Grundlagenausdauer wurde hier besonders auf große Trainingsumfänge Wert gelegt. Im Mittelpunkt standen mehrstündige Schirollereinheiten. Um Abwechslung in das Training zu bringen, standen auch eine Einheit am Mountainbike, sowie eine Bergtour am Programm.
Für den zweiten Kurs begaben wir uns aufgrund der hervorragenden Schneelage nach Osttirol, in den Ort Obertilliach. Der Ort in den Bergen Osttirols bietet für Langläufer, sowie für Biathleten ideale Trainingsbedingungen. Rund um das Biathlonstadion erwarteten uns über 18, bestens präparierte Loipenkilometer. Untergebracht waren wir wie bereits im Jahr zuvor im Hotel Weiler.
Wie bereits beim ersten Kurs standen auch dieses Mal Trainingseinheiten mit großem Umfang im Vordergrund. Hinzu kamen Trainingseinheiten für den Pistolenbiathlon und kürzere Einheiten unter erhöhter Belastung. Beim Schießtraining feilten wir zusammen mit unserem Schießtrainer Anton Lengauer-Stockner an unserem Trefferbild, um auch unter Wettkampfbelastung zu einem respektablen Schießergebnis zu kommen.
Die beiden bereits absolvierten, sowie die beiden noch folgenden Trainingskurse mit ihren individuellen Schwerpunkten bereiten uns bestmöglich auf die kommende Saison vor.“
ÖSV trifft ÖPOLSV – Nordischer Sport am Schnee
Mitte November trifft man die Athleten des ÖSV am ehesten in Norwegen. So war es auch die vergangenen Jahre in Sjusjoen oder Beitostölen. Heuer ist aufgrund der hervorragenden Schneelage der Meeting Point im „osttirolerischen“. Ein Stelldichein zum Gruppenbild im Stadion.

vlnr Manfred Dengg, Walter Hörl, Leo Laher, Enrico Rieder, Andreas Schwarz, Martin Mesotisch,Thomas Fersterer, Lisa Wibmer, Christian Kitzbichler, Stefan Schuster, Martin Stockinger;
vorne vlnr Michael Standmann, Harald Lemmerer, Christina Rieder, Bernhard und Klaus Leitinger, Anton Lengauer-Stockner;
Wettkampfwinter
Die Wettkämpfe beginnen auf nationaler Ebene immer im Dezember. Heuer ist es gleich das erste Wochenende, 01. – 03.12.2017. Für die Biathleten steht Obertlliach bereit, die Langläufer dürfen im WM Ort 2019 – Seefeld in Tirol in die neue Saison starten. Ich wünsche allen einen erfolgreichen Saisonstart, der sich über den Winter fortsetzen möge. Vor allem aber Gesundheit, Freude und Spaß an der Bewegung. Schi Heil!