GÜNTER LIEGL
EIN VIELSEITIGER SPORTLER UND EINE SPORTKARRIERE IM PISTOLENSCHIESSEN IN ZWEI ANLÄUFEN
Kurz vor Weihnachten traf ich mich mit Günter Liegl, der mit Ende 2013 als Sportschütze aus dem BM.I-Leistungskader ausschied in Mieders am Eingang ins Stubaital, seinem Wahlheimatort. Durch seine Pensionierung mit 01.11.2014 verlieren wir im Polizeikader einen vielseitigen Sportler und ausgezeichneten Pistolenschützen. Es war nun an der Zeit seine sportliche Karriere Revue passieren zu lassen. In einem Interview verrät er Interessantes aus seinem Sportlerleben.

Günter Liegl – hier mit der Schnellfeuerpistole seiner Paradedisziplin; nach 10 Jahren Abwesenheit vom Schießsport nochmals Staatsmeister im Einzel und zwei Mal mit der Mannschaft.
Günter, du bist kein gebürtiger Tiroler und kommst ursprünglich aus Kärnten!
„Bevor ich im Herbst 1976 nach Innsbruck übersiedelte, lebte ich in Heiligengeist bei Villach auf 1000 Meter Seehöhe. Meine besondere Leidenschaft gehörte zur damaligen Zeit dem Motorsport. Ich wollte unbedingt Autorennfahrer werden. Im Frühjahr 1976 verwirklichte ich mir diesen Traum und nahm mit einem Serientourenwagen am „Dobratsch-Bergrennen“ teil. Danach fuhr noch einige Autoslaloms und das war‘s dann mit dem Motorsport.“

…. mit einem Simca beim Bergrennen in Kärnten – wegen beschränkter finanzieller Möglichkeiten ‚nur‘ ein kurzer Ausflug zum Motorsport für Günter
Wie ging es dann mit deinen sportlichen Ambitionen weiter?
„Nach dem Eintritt in die Bundessicherheitswache im Jahr 1977 in Innsbruck, hatte ich mehr Möglichkeiten, mich sportlich zu betätigen. Während der Ausbildung wurden meine sportlichen Talente erkannt und der damalige Schulkommandant, Oberst i.R. Hans Fadinger, fragte mich eines Tages, ob ich beim Polizei-Fünfkampf mitmachen möchte. 1978 wurde die österreichische Polizei-Fünfkampfmeisterschaft in Innsbruck ausgetragen und ich war zum ersten Mal dabei. Mit 6,01 Meter wurde ich im Weitsprung Zweiter. Damit war der Grundstein für weitere Polizei-Fünfkampfeinsätze gelegt.“
Über 6 Meter im Weitsprung, das zeigt schon, dass du eine solide Grundschnelligkeit und Schnellkraft hattest. Hattest du auch als Leichtathlet Erfolge?
„1980 holte ich den Tiroler Meistertitel über 60 Meter in der Halle – und das als Neueinsteiger. Ich hatte ja erst 1979 mit der Leichtathletik begonnen.“
Als Sprinter aus Tirol warst du ja praktisch zum Bobfahren prädestiniert. Ich weiß, dass du auch im Eiskanal als „Bremser“ sehr erfolgreich warst.
„Im selben Jahr hatte mich Hans Fadinger gefragt, ob ich es als „Bremser“ (heute – Anschieber) bei den Bobfahrern probieren möchte. Der Österreichische Bobverband suchte damals junge Athleten. Im Winter 1979 fuhr ich dann über die Saison verteilt auf mehreren Viererbobs mit. Aufgrund meiner Schnelligkeit wurde ich in der Saison 1980/81 auf dem Viererbob von Fritz Sperling eingesetzt. Die Mannschaft damals bestand neben dem Lenker Fritz Sperling aus Andreas Schwab (damals noch Gendarmeriebeamter), FanzKöfel (Zollbeamter) und mir. Der Schlitten wurde scherzhaft auch als Exekutivschlitten bezeichnet. Als größten Erfolg konnten wir in diesem Jahr, neben dem Staatsmeistertitel, den vierten Platz bei den Europameisterschaften im Viererbob in Innsbruck/Igls erringen. Bis zum vierten Lauf lagen wir zwischen einer Phalanx von drei DDR Bobs an dritter Stelle. Durch einen Fahrfehler im letzten Lauf reichte es letztlich ‚nur‘ für den vierten Endrang. Nach dieser Saison wurde die Mannschaft gewechselt. Ich fuhr noch auf anderen Schlitten bis 1985 und dann war meine Bobkariere beendet.“
Bobfahren im Winter, aber parallel dazu spielte nach wie vor der Dienstsport, nämlich der Polizeifünfkampf, eine wesentliche Rolle für dich!
„Von 1979 bis 1985 war ich als Polizei-Fünfkämpfer recht erfolgreich. Ich gewann einmal drei der fünf Disziplinen und wurde dennoch nur Vierter in der Gesamtwertung. Das Schwimmen war für mich eine Qual. In den Disziplinen Schießen, Kugelstoßen und Weitsprung gehörte ich zur Spitze, Schwimmen und Geländelauf waren nicht meine Stärken.“

Bereits vor nunmehr 28 Jahren war Günter dem damaligen Pressereferenten des Ö.Pol.SV., Friedrich Blahovec aus Wels, ein Titelfoto der Polizei-Sportrundschau wert.
1982 war ich in Wien zum ersten Mal bei der Österreichischen Polizeimeisterschaft im Fünfkampf als Aktiver dabei und damals ging es um die Quali für die EPM in der Schweiz. Auch da war der Name Günter Liegl ein Thema!
„1982 qualifizierte ich mich für die Polizei-Europameisterschaften in Leichtathletik und Polizei-Fünfkampf in Zürich. Bis auf das Schießen, ich wurde Dritter, waren meine Leistungen mittelmäßig. Die Kollegen aus Deutschland und der Schweiz waren uns deutlich überlegen“.
Wann hast du eigentlich mit dem Schießen angefangen?
„1987 begann meine Kariere als Sportschütze. Von 1987 bis 1997 konnte ich mit der Schnellfeuerpistole insgesamt elf Staatsmeistertitel mit der Mannschaft und vier Titel in der Einzelwertung erringen. Zusätzlich kamen noch ein Mannschaftstitel mit der Luft- und drei Mannschaftstitel mit der Freien Pistole dazu. Ich startete auch bei einigen Weltcups, wo ich mich im Mittelfeld platzieren konnte.“

…. die Schnellfeuermannschaft aus Tirol – v.l.n.r.: Sailer, Liegl und Gaugg; auf deren Konto ging ein Großteil der Mannschaftsstaatmeistertitel
Das waren nun vorerst mal deine Erfolge beim ÖSB, aber wie ging es mit dem Sportschießen im Polizeikader los bzw. weiter?
„1987 qualifizierte ich mich für die Polizeieuropameisterschaften im Sportschießen in Helsinki. Nach relativ kurz Zeit, ich hatte ja erst mit dem Schießsport begonnen, konnte ich mit der Schnellfeuerpistole den 12 Platz erreichen. 1991 wurde ich in Portugal bei den Polizei Europameisterschaften in dieser Disziplin nach einem Stechen Vierter und 1995 in Polen Sechster.“

2011 beider EPM Schießen in Vingsted / Dänemark führt Günter die Fahnenträger der teilnehmenden Nationen zur Eröffnungsfeier.
Warum kam dann trotz der Erfolge überraschend dein Rücktritt vom Schießsport?
„Im Frühjahr 1998 erfuhr ich über Umwegen bei einem Trainingskurs des Österreichischen Schützenbundes in Linz, dass ich aus dem Polizei-Schützenkader eliminiert wurde. Ein Tiroler Funktionär hatte mir die Sache „eingebrockt“. Ich will darauf aber nicht mehr näher eingehen. Ich beendete daraufhin abrupt meine Schützenkariere und verkaufte sämtliche Sportwaffen.“
Einige Jahre später machte bei den Skispringern der Name Florian Liegl die Runde – ein Sohn von dir?
„Florian ist der jüngste meiner drei Söhne. In der Saison 2002/2003 sprang er in die absolute Weltspitze und konnte bei diversen Weltcupspringen insgesamt acht Podestplätze erreichen. Höhepunkt war sein Weltcupsieg im Schifliegen am Kulm. Bei seinem allerersten Versuch flog er dort 201,5 Meter weit.“
Auch du hast dann beim Schießen einen zweiten „Anlauf“ genommen und wieder mit dem Training begonnen. Wie kam es eigentlich dazu, dass du dich wieder für diesen Sport begeistern konntest?
„2008 besuchte ich nach langer Zeit, ich hatte seit 1998 keinen Wettkampf mehr bestritten, meine ehemaligen Kollegen des Polizeikaders anlässlich der Staatsmeisterschaften in Innsbruck/Arzl. Ich nahm am Ausstellungstand einer Waffenfirma ein damals neuentwickeltes Pistolenfabrikat in die Hand. Ich machte einige Probeversuche und entschied, wieder mit dem Schießsport zu beginnen. Wegen der schon angeführten Gründe, startete ich nicht mehr für den LPSV Tirol, sondern für den LPSV Vorarlberg. Der damalige Verantwortliche in Vorarlberg, Oberst Norbert Gwehenberger, hat mich dabei sehr unterstützt, vielen Dank dafür. In weiterer Folge wurde ich aufgrund meiner Leistungen wieder in den Polizei-Leistungskader der Sportschützen aufgenommen. In dem Zusammenhang möchte ich mich bei Generalmajor Werner Fasching und dem Fachwart für Sportschießen, AbtInsp Alois Fink, ganz herzlich bedanken.“

Das erfolgreiche Team vom LPSV Vorarlberg bei der Verbandsmeisterschaft 2011 in Wels. Oberst Norbert Gwehenberger (rechts) ermöglicht ihm den Wiedereinstig in den Polizeisport und folglich wieder zu Österreichs Spitze.
Und die Erfolge ließen nicht auf sich warten!
„Mit dem Polizeikader konnte ich bei den Polizei-Weltmeisterschaften 2010 in Kuwait und den Polizei-Europameisterschaften 2011 in Dänemark mit der Schnellfeuerpistole Platzierungen unter den ersten Zehn erreichen. Außerdem gewann ich in den letzten Jahren bei den österreichischen Staatsmeisterschaften einen weiteren Einzel- und zwei Mannschaftstitel mit der Schnellfeuerpistole dazu.“
Wenn ich richtig mitgezählt habe, sind es insgesamt 22 Einzel- und Mannschaftsstaatsmeistertitel im Schießen, die sich im Laufe der Jahre bei dir angesammelt haben. Zudem der Staatsmeister im Viererbob!
„Ja, richtig! Ich möchte mich auf diesem Wege ganz herzlich dafür bedanken, dass ich im Rahmen meines Berufes Sport beziehungsweise Wettkampfsport ausüben durfte. Das ist nicht selbstverständlich. Sport und Kultur sind wesentliche Faktoren, die zu einer intakten Gesellschaft dazugehören, sei es als Aktiver oder auch als Zuseher. Ich kann mir ein Leben ohne Sport nicht vorstellen, wobei der Gesundheitssport mittlerweile oberste Priorität hat.“
Günter, du warst bis zuletzt mit vollem Einsatz und Engagement beim Schießsport und im BM.I-Leistungskader dabei. Wirst du im Ruhestand dem österreichischen Schießsport erhalten bleiben?
„Dem Pistolenschießen bin ich weiterhin verbunden. Ich habe noch einige Ziele, die ich verwirklichen möchte.“

…. hier bei der mot. Verkehrsgruppe der BPD Innsbruck – wie Günter sagt, seine wahrscheinlich schönste Zeit im Polizeidienst und danach bis zur Versetzung in den Ruhestand Lehrer für Verkehrsrecht beim BZS Tirol
Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
S. REISCHL